Ein Stück (behinderte) Realität

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Nach dem Vortrag. Chrisdian Wittenburg (rechts) bereitet pürierte Speisen zu, die dem Publikum die Erfahrung von Menschen nahebringen sollen, die nicht kauen können.

Tagsüber nur Regen und grau. Als abends die Sonne raus kam, bin ich um die Ecke zu einem Vortrag von Chrisdian Wittenburg gegangen.

Der Künstler, den ich aus dem Umfeld der Frise kenne, sprach über seine Arbeit, die der Erfahrung im Umgang mit behinderten Menschen entspringt. Ihrer Welt Anerkennung, Respekt und Empathie entgegen zu bringen, mündet in dem Anspruch in Kunst und Alltag ein Stück weit Leben mit Behinderung sichtbar zu machen.

So sagte Chrisdian Wittenburg:

In (meiner) Kunst soll immer ein Stück (behinderte) Realität stecken.

Der Verweis auf den erweiterten Kunstbegriff von Beuys als einer in die Gesellschaft hineinreichende Performanz der Kunst, war hier keinesweg zufällig, sondern bestimmende Handlungsmaxime des Künstlers.

Dass allerdings die Referenz auf Beuys keineswegs die Anerkennung mit sich brachte, die diese empathische Arbeit verdient hätte, war als Resultat des Vortrags für das Publikum wie für den Künstler eine bittere Erkenntnis.

Ich fühlte mich an Jörg Möller erinnert, der für sein soziales Engagement (etwa für Strafgefangene) im Kunstkontext und unter den Kollegen an der Kunsthochschule wenig Aufmerksamkeit erfuhr. „Ja, das ist so Sozialkunst….“, hörte ich an der HfBK als abfällige Bemerkung.

Tendenziell verhält sich der Kunstbetrieb Inhalten gegenüber agnostisch, so dass auch die Arbeit mit Behinderten höchste Anerkennung erfahren könnte. Wodurch der Anschluß im konkreten Fall misslingt, ist schwer zu klären. Die Kräfteverhältnisse können Jahre und Jahrzehnte gegen eine bestimmte Position gewendet sein, und auf einmal kippen sie.

Hoffnung wiegt manchmal schwer, zu schwer.

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Weitere Infos: http://www.ute-ev.de/

  

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