Glücksrechner

selbst-1180948-co-07-06-14

Glücklich und zufrieden?

Einen Tag vor meinem 49. Geburtstag eine Überlegung zur Vergleichbarkeit von Glücksbestreben.

Manchmal frage ich mich, wie es mir ergangen wäre, hätte ich eine bürgerliche Berufslaufbahn eingeschlagen. Dann wäre ich jetzt – vielleicht Jurist, mit Frau und Kind und einem Heim im Grünen. Die meiste Zeit verlöre sich an die unvermeidlichen Äußerlichkeiten, die so ein Leben mit sich brächte. Ich hätte genügend Geld und dreimal Urlaub im Jahr.

Mein jetziges Leben ist geprägt von Unsicherheiten aller Art. Finanzieller und geistiger Natur. Ich habe viel Zeit. Niemand verlangt nach mir. Kein Tag ist wie der andere. Ich muß mich ständig neu erfinden. Das ist sehr anstrengend und ermüdend. Oft denke ich, ich kann nicht mehr.

Der Reiz dieses Lebens besteht darin Glück und Unglück – nahe beieinanderliegend – immer mit mir selbst ausmachen zu können. Ich bin im Sinne des Wortes: mittellos. Bar jeder Vermittlung.

Ist nun, als Resümee, meine Befürchtung, die mich in dieses Leben getrieben hat, ich hätte mich in einem anderen Leben vermitteln müssen, an die Arbeit, die Familie und das Materielle und Äußerliche vielleicht grundlos gewesen? Hätte ich in einem anderen Leben nicht auch mein Glück finden können, zwischen allen Äußerlichkeiten, und auch genügend? Ich weiß es nicht.

  

2 Gedanken zu „Glücksrechner

  1. verenalettmayer

    die von dir beschriebenen befindlichkeiten und gefühle kenne ich sehr gut, ich habe einen ähnlichen hintergrund. nun, ich bin jetzt mal „coach“ und sage: „du hast dir das ja ausgesucht“.
    ich sage das bewusst, weil ich es selber oft gehört, und mich dadurch bedrängt gefühlt habe, so nach dem motto „selber schuld“. ABER: kürzlich bin ich auf den trichter gekommen, dass dieser satz (der oft aus sehr unreflektierter ecke kommt), auch konstruktiv umdeutbar ist. denn: ja, wir haben uns das ausgesucht. denn, eventuell möchten wir im grunde gar kein anderes leben. dummerweise vergleichen wir uns oft noch mit „dem anderen leben“, was uns als standard noch oft genug vorgelebt wird. und was so „messbar“ erscheint, so „gesettelt“. aber wäre dies wirklich wirklich dann noch „unser“ leben?
    ich meine, wir sollten eher daran ansetzen, wie wir das leben, welches wir gewählt haben, verbessern könnten. wir wir überlegen könnten, wie wir mit der „insicherheit“ umgehen können.
    ich würde auch nicht sagen, dass du, stefan, „mittellos“ bist. gerade zum beispiel „vermittelst“ du ja etwas, was viele andere auch betrifft. die struktur dieses unseres lebens ist in der tat oft mittellos, weil hier so viel „hyper-individualismus“ vorherrscht, leider. aber das könnte ja auch anders sein.
    und sicherlich lassen sich aspekte aus verschiedenen leben auch kombinieren. es gibt ja nicht nur zwei möglichkeiten.
    dies fürs erste 🙂

    Antworten
  2. Stefan B. Adorno Beitragsautor

    Hallo Verena,
    danke für Deinen Kommentar. Ja, Du hast Recht, ich habe mir dieses Leben ausgesucht. Oder, um genauer zu sein, ich habe mal die Weichen dafür gestellt und an möglichen Korrekturpunkten den Zug weiter laufen lassen.

    Jetzt ist es für größere Veränderungen zu spät. (Oder auch nicht?) Daher ist es sicherlich gegeben, wie Du auch schreibst, zu überlegen, wie eben diese Situation zu verbessern ist. Ob ich mich etwa für ein BGE engagiere oder ganz individualistisch (paradox) aus mir selbst heraus eine Veränderung suche.

    Ich bin den mir begegnenden Möglichkeit oft mittellos, gleichzeitig vermittele ich aber, – auch durch dieses Blog – mein Erleben und meinen Umgang damit, auf dass ich anderen helfe, sich besser zu verstehn. Das ist nicht verkehrt.

    Lg
    Stefan

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert