Kultur fair fördern

Pressemitteilung Kupoge

So fair

Gestern auf der Echo-Liste:

Hallo echo,
passend zum Thema „Verbesserungsspielraum in der Kulturförderung“
leite ich eine heute eingegangene Erklärung der KuPoGe weiter.
Das nur mal zur Info und nicht etwa, weil es eins zu eins meine Ansicht wiedergibt.
Eines wird hier jedoch mit angesprochen, das ich als Frage in den Raum stelle:

Wenn Kultur, also „Kulturgüter“ mit anderen Gütern aus der Wirtschaft gleich
gestellt werden, wenn Theateraufführungen als „Dienstleistung“ betrachtet
werden sollen, damit sie (hoffentlich) entsprechend honoriert werden, was
geschieht dann mit der Programmförderung, mit der Förderung kleiner nicht-
kommerzieller Einrichtungen, mit den sogenannten Off-spaces?
Wird das auch der Markt richten?

Dazu meine Antwort:

Hallo Barbara,

dazu möchte ich anmerken:

1) der Begriff „Kulturförderung“ sollte nicht mehr verwendet werden.

Der klingt so gönnerhaft, als ob es ein Geschenk wäre.

Zudem verschleiert er, dass der Staat sehr wohl Interessen an der Finanzierung von Kultur hat, wie ihre immer stärker werdenen Inanspruchnahme im Städtemarketing zeigt. In Hamburg ist das ja schon thematisiert worden (Not in our Name).

Wir sollten daher immer von Kulturfinanzierung sprechen.

2) Der Herr Scheytt spricht an, was schon längst kulturpolitische Realität ist, nämlich die enorme Spreizung in den Kulturausgaben.

In Frankfurt beträgt der Unterschied zwischen dem mittleren oberen Bereich und dem mittleren unteren Bereich der Ausgaben 1:100!

In den Institutionen, die das meiste Geld verschlingen (allen voran die Theater) gibt es tatsächlich Bereiche, in denen nach Tarif bezahlt wird. Aber auch dort sind (zu viele) prekäre Beschäftigungsverhältnisse anzutreffen. (Man lese den Artikel im Stern „Absurdes Theater“)

Würden alle kulturellen Dienstleistungen wenigstens nach dem geplanten Mindestlohn bezahlt werden, dann würde sich der Kulturhaushalt der Kommunen enorm ausdehnen.

So wünschenswert eine solche Entwicklung wäre, Aussicht auf schnelle Umsetzung hat sie nicht.

Für diejeningen, die im unteren Bereich mit minimaler Finanzierung arbeiten (Off-Spaces), kann das nur bedeuten, als Zeichen des Protestes sofort die Arbeit einzustellen.

Das ginge wiederum nur, wenn aus der Szene, also von uns, das deutliche Zeichen käme, dass es vollkommen OK wäre, nicht länger „um der Kunst willen“ (siehe dazu Hans Abbing) solche Bedingungen hinzunehmen.

Es gibt in jeder Berufssparte Menschen, die um der Sache willen und aus echter Freude bereit sind, für weniger Geld und Anerkennung zu arbeiten, als ihnen eigentlich zustände. Aber nur in der Kunst gibt es soviele (beinahe alle) die für praktisch gar nichts einem Ideal dienen.

Dass sie so handeln, liegt nun daran, dass es dafür eine Menge soziale Anerkennung gibt, die das finanzielle Defizit auszugleichen scheint.

Nur wenn eine solche Haltung gründlich in Verruf gerät und abgewertet wird, besteht an Anlass zur Veränderung.

Es lohnt sich zumindestens das zu reflektieren. Und so möchte ich noch auf die Sängerin Julia Schiwowa hinweisen, die das in ihrem Blog getan hat. Respekt.

http://www.realityblog.ch/referat-der-udk-ueber-wertschaetzung-von-kunst/

Grüße
Stefan

  

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