Künstler lieben Luxuswohnungen

Ich liebe Luxuswohnungen. Solche mit meterhohen Decken, Eichenparkett, Marmorbädern und Fenstern bis zum Boden. Und das, obwohl ich Künstler bin.

Ich hasse kaum geheizte Fabriketagen. Mit zugigen, schlecht isolierten Fenstern, notdürftig abgetrennten Bretterverschlägen und einem Klo für alle auf dem Gang. Und das, obwohl ich Künstler bin.

Daher finde ich es eine Frechheit, dass jetzt die HafenCity GmbH und die Kreativgesellschaft mit dem Gängeviertel einen Deal gemacht haben, dass Gängeviertelkünstler für 18 Monate Lagerhallen im Oberhafen als Ausweichquartier nutzen können. Und sei es mit noch so guten Absichten.

Während nicht weit davon Eigentumswohnungen für durchschnittlich 7.000 Euro pro qm und Kaltmieten nahe 20 Euro angeboten werden, gibt man sich gönnerhaft Künstlern ein paar alte Lagerhallen zu überlassen.

Aber ich muss auch die Künstler schelten, die sich derlei Patronage gefallen lassen. Warum haben sie nicht mal ein paar von den Luxuswohnungen am Dalmannkai für sich gefordert? Warum fügen sie sich in das Klischee, dass immer erst etwas verfallen muss, damit darin Künstler geduldet werden?

Wer sagt denn, dass man in solch einer Luxuswohnung nicht ordentlich rumsauen kann, wie in einer abgewrackten Lagerhalle? Ich könnte das auf alle Fälle. Ich liebe Luxuswohnungen.

Ich denke wahrscheinlich zu gut von den Künstlern des Gängeviertels. Bloss weil sie mal einige schöne Häuser besetzt und (mit Respekt) vor dem Abriss gerettet haben, sind sie nicht kritischer als andere Künstler. Auch ihnen ist der Rock näher als das Hemd.

  

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