Seit September letzten Jahres treibe ich mich auch auf Instagram herum. Weniger aus Überzeugung, als dem Umstand geschuldet, ein Netzwerk zu verstehen, das schon mehr Menschen anzieht als Twitter.
Wer ernsthaft fotografiert, hat eigentlich nichts bei Instagram zu suchen, so meine Einschätzung. Das sehen manche ganz anders, wie die Vielzahl professioneller Fotografen zeigt, die dort vertreten sind.
Flickr ist leider kaum mehr diskutabel, aber es gibt noch Ipernity, das ich gern benutze, und auch noch 500px.
Das sind Seiten, die der Arbeit eines Fotografen entgegenkommen. Hochgeladene Bilder werden automatisch klein gerechnet und in verschiendenen Auflösungen bereit gestellt. Es ist die Zusammenfassung in Alben und die persönliche Verschlagwortung möglich. (Bei Instagram sind die Hashtags immer global.) Durch eine Kalenderfunktion ist auch die zeitliche Organisation und Durchsuchbarkeit gewährleistet, während es bei Instagram kaum möglich ist, ein Bild, das am 3. März vor 2 Jahren aufgenommen wurde, umstandslos zu finden.
Dass Instagram ganz anders funktioniert, in dem es vor allem den Präsentationswert eines Bildes bezogen auf einen bestimmten Moment in den Vordergrund stellt, dürfte daher klar sein. Ein Vergleich mit den ‚klassischen‘ Foto-Seiten scheint müssig und wenig zielführend.
Instagram ähnelt eher Twitter, die beide eine recht eingeschränkte Mitteilungsform in strikt chronologischer Reihenfolge abbilden. (Und beide experimentieren mit Algorithmen, die diese aufbrechen sollen.)
Daher einige vergleichende Bemerkungen:
1) Obwohl ich bei Instagram wie auch bei Twitter gleich wenige Follower habe, kommt es bei Instagram regelmässig vor, dass mir vollkommen fremde Menschen meine Bilder ‚liken‘. Ich würde sogar sagen, es sind mehr, als meine eigentlichen Follower. Das passiert auf Twitter so gut wie gar nicht.
Wenn ich davon ausgehe, dass dieses Phänomen auf die Verwendung von Hashtags zurück geht, so scheinen auf Instagram weitaus mehr Menschen Hashtags zu durchsuchen und zu beachten. Das wäre rein funktional auf Twitter ebenso möglich. Kann es daran liegen, dass bei Instagram die Anzahl der Hashtags nahezu unbegrenzt ist und sich dadurch eine größere Verbreitung ergibt?
2) Unter denen, die mich auf Instagram ‚liken‘ (ohne Follower zu sein), sind auffällig viele Accounts, die einen offensichtlich werblichen Charakter haben. Auf Twitter dagegen sind unter meinen Followern (hier eher Thing Frankfurt) eine große Anzahl, die ein werbliches Anliegen haben. Sie ‚liken‘ aber nie etwas.
3) Kurioserweise gibt es auf Instagram keine Retweet-Funktion. Wenn man davon ausgeht, dass Retweets ganz besonders zum viralen Charakter einer Nachricht beitragen, ist die hohe Popularität mancher Bilder und Benutzer auf Instagram erstaunlich. Wie kommt sie zustande? Soweit ich sehe, gibt es auf Instagram weder eine Top-List oder eine Twitter-ähnliche ‚Trending‘-Funktion, die schon gehypte Bilder weiter pushen.
Ein von The Most Famous Artist (@themostfamousartist) gepostetes Foto am
4) Zuletzt noch, was sich auf Instagram in der App die ‚Suche‘ nennt, die schon ohne expliziten Suchbegriff sofort einen Bilderstrom zeigt, ist (für mich) ein zentrales Element, den Radius meiner wenigen Kontakte auszudehnen und neue Bilder zu entdecken. Woraus sich genau die Zusammenstellung ergibt, scheint Geheimnis zu bleiben. Auf irgendeine Weise scheinen sie aber auszuwerten, welche Bilder ich anschaue oder ‚like‘, denn, nachdem ich mal auffällig oft auf nackte Mädchen geklickt habe, – ein beliebtes Sujet im eigentlich facebook-prüden Instagram -, werden mir weiterhin nackte Mädchen gezeigt, auch wenn ich sie nicht mehr klicke.
Auf Twitter entspräche die ‚Suche‘, für die es auch ein extra Formular gibt, in etwa den ‚Trends‘, die ich aber nie beachte, da sie eher einer Chart oder Besten-Liste gleichen, also die stupide Durchschnittlichkeit der Interessen auf Twitter abbildet. Die Instagram-Suche beinhaltet dagegen immer eine anregende Zufälligkeit, die überraschende Funde ermöglicht.
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