Trostbude

Trostbude des Antiphon -- huehnerhaus-1170105-1

Therapeutisches Gebäude (Rekonstruktion)

Mit grösstem Vergnügen lese ich wieder in Jakob Burckhardts Griechischer Kulturgeschichte (veröffentlicht 1898 – 1902), worin sich folgende Passage zur Macht der Redekunst findet:

Ein kostbares Geständnis bei Aristophanes lautet: »durch Reden wird der Geist beschwingt und der Mensch gehoben«; am allersprechendsten aber zeigt uns diese Macht des Redegeistes eine Anekdote aus dem Leben des Antiphon: Dieser soll in Korinth, wo er sich offenbar als Verbannter aufhielt, eine Trostbude eröffnet haben mit der Aufschrift: er könne die Betrübten durch Reden heilen. Wenn die Leute dann kamen, horchte er sie aus, wo es ihnen fehlte, und redete ihnen dann durch seine trauerstillenden Vorträge das Unglück aus. Dies würde zum stärksten gehören, was menschliche Rede sich zugetraut. Man frage sich, wem in unserer Zeit ein solcher Gedanke kommen könnte. [q]

Hätte Burckhardt nur wissen können, dass Sigmund Freud in eben dieser Zeit an seiner Traumdeutung schrieb und schon seine Studien zur Hysterie veröffentlicht hatte und damit einer heilenden Redekunst den Weg wies?

  

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