Heute erst entwickelt! Die Direktbelichtung auf Fotopapier, manchmal auch Papiernegativ oder Kalotypie genannt, ist eine wenig bekannte, aber kostengünstige Alternative zu teuerem Planfilm. Sie wird gerne in Zusammenhang mit Lochkameras eingesetzt, weil man die Formate beliebig zurechtschneiden kann. Hier habe ich mir Fotopapier auf 4×5 Inch zugeschnitten und in meiner Gottschalt in Planfilmkassetten belichtet.
Die Aufnahmen hatte ich schon vor gut 5 Wochen gemacht. Seitdem aber darauf gewartet, dass das Fotolabor im Stadtteilzentrum MOTTE wieder öffnen würde. Heute war es soweit! Zuerst musste allerdings die Chemie getestet werden, die länger nicht zum Einsatz kam. Ein noch frisch scheinender Papierentwickler wollte bei Probelichtungen kein rechtes Schwarz liefern. Zum Glück hatte ich mich neulich in Berlin mit neuem Entwickler versorgt. (Auch den gibt es nicht mehr einfach so zu kaufen.) Nächster Versuch, und Zack!, sofort tiefe Schwärzen.
Mein erstes Bild wurde gleich gut. Man sah, dass auch die Tiefen (in Negativ hell) gut durchzeichnet waren. Hier ist das Negativ zu sehen, wie es aus dem Entwickler kam:
Das muss man dann nur noch in Photoshop invertieren. Ich hatte befürchtet, die Kontraste fielen härter aus. So sagt man von der Belichtung auf Fotopapier. Als Empfehlung die entsprechende Seite. –
Vielleicht ist es nicht wie Film, aber von der Anmutung her, die ein wenig ins Altertümliche geht, sehr annehmbar. Der große Vorteil von Fotopapier, es lässt sich bei Rotlicht mit wenig Aufwand auch im eigenen Badezimmer entwickeln. (Nebenbei, im englischsprachigen Raum findet man Papierbelichtung unter Papernegative. Beispiele dazu auf Flickr.)
Dummerweise finde ich die Aufzeichnung der Belichtungszeiten nicht mehr. Mir schien, als hätte ich bei der ersten Aufnahme extra Licht drauf gegeben.
Meine Werte
Fotopapier: Adox Easy Print 311 (Multikontrast)
Empfindlichkeit: DIN 9 / ISO 6 (eher weniger)
Entwickler: Adox Neutol etwa 1:5
Eigene Papierbelichtungen seitdem im Fotoblog.
Update
Seit diesen Anfängen habe ich folgende Verbesserungen erreicht:
— Papiernegative lassen sich in einem Flachbettscanner (zB. Epson) auch im Modus Durchlicht (wie Film oder Dia) scannen.
— es empfiehlt sich hochverdünnte Filmentwickler zur Kontrastreduktion zu verwenden. Rodinal oder HC110 in 1:100 oder 1:200 mit langen Entwicklungszeiten (+40 min).
— bei der Aufnahme können Gelbfilter sowie Grauverlaufsfilter (besonders bei Landschaft) hilfreich sein. Beides dient der Kontrastreduktion.
— es wird auch Preflash des Papiers angeraten, habe ich aber noch nicht ausprobiert. Siehe Artikel bei Emulsive und Gerät.
— wer mit der Papierbelichtung nicht klarkommt, kann es auch mit sehr altem fotografischem Film (bei Ebay) oder mit Röntgenfilm versuchen.