Herbst fünf – in Hamburg

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Blick auf die Eierhütte im Jenischpark

Es beginnt nun mein fünfter Herbst in Hamburg, dessen erste milde Tage mich daran erinnern, dass wieder ein Jahr vergangen ist, ohne dass ich zu einer Entscheidung gekommen wäre, wo ich perspektivisch zuhause sein möchte.

Im Oktober letzten Jahres endete das bis dahin beherrschende Projekt – Das Haus der Eltern auflösen. Verständlich vielleicht, dass ich mir nach dieser Anstrengung keine weiteren Beunruhigungen zumuten wollte und in der Neujahrsnacht dieses Jahres zu der Überlegung kam, mir noch einige Zeit in Hamburg zu gönnen. Seitdem liegen 9 Monate hinter mir, die nicht ohne Abwägungen geblieben sind, aber keine Entscheidung herbeiführen konnten, ob ich nun in Hamburg bleiben oder nach Frankfurt zurückkehren möchte.

Ohne mich in Details zu verlieren, stellt sich jede der beiden Optionen für mich als gleichwertig heraus. Denn der übergeordnete Bezugsrahmen ist, wie schon im letzten Jahr festgestellt, der Sinnverlust der Kunst als meines bis dahin vorherrschenden Lebensinhaltes. In den vergangenen 12 Monaten hat sich dieser Verlust nur zugespitzt, so dass ich kaum noch an Veranstaltungen im Kunstkontext teilnehme. Vor einiger Zeit war ich mal wieder nach längerer Abwesenheit bei 2025ev, wo ich neben recht belangloser Kunst an den Wänden die gleichen Herren um die Bar versammelt fand, wie ehedem. Keineswegs unnett, doch viel zu wenig, um daran Hoffnungen zu knüpfen. Bei den Nachbarn vom Künstlerhaus Frise war ich zuletzt im Juni. Deren Ausstellungen und Kunstverständnis blieb mir schon seit geraumer Zeit fremd, so dass es sich dann schließlich auch erübrigte, mal auf ein Bier vorbei zu gehen. Das könnte ich auch anderswo tun.

In der Zwischenzeit habe ich angefangen, mich mit analoger Fotografie zu beschäftigen und bin weiterhin dabei, mir darin mit zunehmender Freude Wissen und Fertigkeiten anzueignen. Wohin das führen wird, ist mir allerdings noch unklar, den vollausgeprägt ist Fotografie mit der Bildenden Kunst nahezu kongruent, so dass ich früher oder später mit den gleichen Widersprüchen konfrontiert werden würde, die mir auch in der Kunst begegneten. Einer davon, die Aufopferung aller Lebensumstände unter ein Ideal, ist der Fotografie in ihrer Reinform ebenso eigen, wie auch der Kunst. Gerade eben erst zeigte ein Museum aus Frankfurt Interesse an einer meiner Fotografien, wollte aber nichts dafür bezahlen, und die Kuratorin wähnte auch noch die Menschen glücklich, die ihre Bilder umsonst einem Museum übergäben!

Insofern ist mir die Fotografie mit Andreas Reckwitz, „profane Kreativität“, die mich ausfüllt, aber noch nicht mein Leben beherrscht. Sie kann mir daher auch keine Auskunft darüber geben, welcher Ort, Frankfurt oder Hamburg, auf Dauer besser für mich wäre.

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So lebe ich momentan, für diesen Herbst, weiterhin in einem Zustand der Unbestimmtheit.

  

2 Gedanken zu „Herbst fünf – in Hamburg

  1. Detlev

    Hallo Stefan, ich kann nicht glauben, dass es schon 5 Jahre her sind, dass Du hergezogen bist – fühlt sich für mich an wie 2. Die Kunstkarte gefällt mir, auch wenn mir das meiste fremd ist. Die anderer würden völlig anders aussehen – aber das ist ja klar. Fotografie: würde ich mich gern drüber unterhalten.

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