Cobham and Stoke D’Abernon, ein Bahnhof im Nirgendwo südwestlich von London und der Mobilfunkempfang war schlecht. Wo sollte nun der Park Painshill sein, den ich spontan an diesem Sonntag als Alternative zu West Wycombe ausgewählt hatte?
Gut 3km humpelte ich entlang der Landstraße in Richtung Dorf Cobham, an dessen Beginn ich wieder Zugriff auf meine Maps bekam. Mein Ziel lag noch über die Siedlung hinaus am Rande der Ausfallstraße. Weiter über Asphalt.
40min später erschöpft am Besucherzentrum angekommen. Kaffeepause, dann Erkundung des Gartens, der sich über Hänge oberhalb des Flusses Mole erstreckte und immer wieder weite Blicke in die Landschaft von Surrey erlaubte. Sein Schöpfer, Charles Hamilton, hatte wohl, anders als in Rousham oder Stowe, ab 1738 ohne Hilfe von Experten den Garten angelegt. Allerdings las ich an anderer Stelle, dass Hamilton für seine Arbeiten bei der Privatbank Hoare einen Kredit von 6.000£ aufgenommen hatte. Deren Eigentümer, Henry Hoare, legte zur gleichen Zeit Stourhead an, so dass von gegenseitigem Einfluss ausgegangen werden kann.
Der wohl eindrücklichste Blick in Painshill, vom Türkischen Zelt aus über den See mit der fünfgliedrigen Brücke zum ‚Gothic Temple‘ entsprach einer ähnlichen Blicklenkung, – zum ‚Pantheon‘ -, in Stourhead. Das weitere Inventar des Gartens spiegelte ganz die Zeit; Anklänge an die Antike (ein Tempel des Bacchus), die Gotik (neben dem erwähnten ‚Gothic Temple‘ noch ein ‚Gothic Tower‘ und schließlich am See noch eine gothische Ruine, mit der dem Herrn Hamilton das Geld ausging), zeitgemäß auch eine chinesische Brücke, eher kurios aber ein ‚Alpental‘, sowie ein ‚Türkisches Zelt‘, das an prominentester Lage über dem See thronte.
Übrigens muß man sich vergegenwärtigen, das die meisten Anlagen im Park Rekonstruktionen sind, denn das ganze Gelände, das wir heute als vornehmes Beispiel englischer Landschaftskunst bewundern, war noch bis in die 1980er Jahre zugewucherte Wildnis. Rund um den See soll sogar eine Schweinefarm gelegen haben. Die Brücke über den See war verschwunden.
Erst in den letzten 30 Jahren haben Privatinitiativen mit Hilfe von Stiftungen den Park in seiner ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt und sind noch weiter zu Gange. Der Tempel des Bacchus steht kurz vor seiner Fertigstellung. Zum Glück war die Gestaltung, schon zu ihrer Zeit Ziel prominenter Besucher, gut dokumentiert.
Für den Rückweg nahm ich mir dann Zeit. Nach einem Sandwich und einem Bier in Cobham am Mühlbach, mühte ich mich Schritt für Schritt zum Bahnhof zurück. Zug um 18.59 nach London.