Gestern abend Betreuung des Neffen beendet. Die Lücke am Vormittag bis ich meine Mutter sehen würde, wollte ich mit einem Ausflug ins unbekannte Berlin füllen, mit Marzahn.
Leider hatte ich die Anreise unterschäzt, obwohl die S-Bahn in einem Stück von Potsdam aus fuhr. So irrte ich kurz in diesen Einkaufscenter (Eastgate) herum und lief dann entlang einer Schnellstraße bis Springpfuhl. Die Hochhausblöcke wirkten im flachen Sonnenlicht eher skulptural und weit von dem Grauen entfernt, das ich mit dieser Ansiedlung assoziierte.
Der eigentliche Grund meiner Reise lag in der Arbeit des Künstlers Maurice de Matin, der vor einigen Jahren gerade eben in Marzahn eine denkwürdige Performance hinlegte. Ursprünglich sollte er für eine kommunale Galerie im Quartier ein Kunstwerk anfertigen, doch Anwohner wiesen ihn darauf hin, dass Kunst von außen mit dem Geschmack von Hochkultur vor Ort nicht gefragt sei. Maurice de Matin änderte sein Konzept und bot den Marzahnern 4 Wochen lange Dienste jeglicher Art an, ob Fenster putzen, Müll aufsammeln oder nur singen. Darüber führte er ein Blog.
Mich beeindruckte daran, dass hier ganz konkret versucht wurde, die Nützlichkeit von Kunst zu untersuchen. Von den Institutionen in den Innenstädte immer wieder gerne behauptet und sehr wahrscheinlich auf ein bildungsbürgerliches Publikum abzielend, fehlte es daran, einmal die Probe aufs Exempel zu machen und Menschen, die der Kunst fern stehen, die Möglichkeit zu geben, ihre Bedürfnisse im Alltag an einen Künstler heranzutragen.
Mein Kurzbesuch in Marzahn diente dazu, dem Projekt von Maurice de Matin, der weiterhin in der Siedlung tätig ist, eine vorläufige Referenz zu erweisen.