Gegen Ende Mai macht sich in Hamburg infolge seiner nördlichen Breite ein Phänomen bemerkbar, das ich die Blauen Abendstunden nenne und seit meinem ersten Aufenthalt um diese Zeit vor 5 Jahren besonders schätze. Obwohl die Tage noch etwas länger werden zur Mittsommernacht hin, erscheint der Abendhimmel etwa drei Wochen vorher besonders intensiv gefärbt und leuchtend.
Für die Fotografie besteht die Herausforderung dabei, die Färbung im Bild einzufangen. Die obige Aufnahme entstand kurz nach 22:00, also im letzten Drittel der Golden oder Magic Hour, wie die Fotografen nennen. Während hier die Digitalkamera die Stimmung recht angemessen einfängt, wollte ich zum Vergleich herausfinden, wie sich die analoge Fotografie schlagen würde.
Bei langen Belichtungszeiten, wie sie das Restlicht der schon untergegangenen Sonne erfordern, muss analoger Film aufgrund des Schwarzschildeffekts länger belichtet werden als durch die Messung angegeben. Um wieviel länger hängt von Film zu Film ab und wird nicht notwendigerweise vom Hersteller mitgeteilt. Über den hier von mir verwendeten Kodak Ektar 100 ist nur zu erfahren, dass man Testreihen machen sollte. Nach einigem Suchen im Netz meinte ich erfahren zu haben, dass die Belichtungszeit ab 10s zu vervierfachen wäre. So versuchte ich zwei Bilder (6×9 mit Schneider Super Angulon 47XL), das eine mit 1min und das andere mit 4min Belichtungszeit. Da beide in etwa mit gleichem Bildeindruck aus der Entwicklung kamen, das 4min-Bild ein wenig mehr Tiefe zu besitzen schien, wählte ich dieses.
Wie man hier sieht, wirkt die digitale Aufnahme von der Dynamik, aber besonders von der Farbgebung differenzierter, als die analoge, was auch nicht überraschen sollte, liegen doch zwischen beiden mindestens 10 Jahre Entwicklungszeit. Es kann sein, dass noch mehr aus der analogen Aufnahme herauszuholen wäre, nur spielt ja die atmophärische Stimmung jeden Abends ebenfalls mit hinein, so dass kaum von gleichbleibenden Bedingungen für einen Vergleich ausgegangen werden kann.