Streifzüge am Tag des offenen Denkmals

Siel-Einstiegshäuschen am Baumwall

Siel-Einstiegshäuschen am Baumwall

Der Tag des offenen Denkmals in Hamburg mit seiner nahe unübersichtlichen Anzahl an Veranstaltungen verschaffte mir die beste Gelegenheit zum Dérive, mich von einem zu dem anderen Ort in kleinen Begegnungen treiben zu lassen. Hier eine Übersicht:

Sielhäuschen

Zugegeben machten die Umstände neugierig. 1904 für Kaiser Wilhelm erbaut, damit seine Majestät einmal die Hamburger Kanalisation besichtigen konnte. Dafür stand ich gut 60min im Nieselregen an. Etwa 30 Stufen unter der Erde, dann eine gekachelte Kabine und der Schacht, in dem die dreckige Brühe abläuft. Gerade mal kaum 3 Promille Gefälle. Andernfalls zögen die festen Bestandteile nicht mit. Erkenntnisgewinn, der das lange Anstehen nicht wettmachen konnte. Einmal im Leben getan.

Röhrenbunker

Röhrenbunker an der Tarpenbekstraße

Röhrenbunker an der Tarpenbekstraße

Ein weiteres Stück Unterwelt. Im feinen Eppendorf gelegen und wahrscheinlich von größeren Bombardements verschont. (Die schwersten Verwüstungen erlitt Hamburg 1943 in seinen östlichen Stadtteilen.) Es wirkt dort unten sehr nüchtern und emotionslos. Kaum vorstellbar, Menschen hätten darin in Angst und Schrecken ausgeharrt. Ich erwartete eher, auf alte Weinflaschen und Weckgläser zu stoßen.

Ehemaliger Tempel Poolstraße

Tempel Poolstraße - Reste der Apsis im Hinterhof

Reste der Apsis im Hinterhof

In der Neustadt, eine Gegend, in der ich jahrelang gewohnt hatte, die Reste einer jüdischen Synagoge? Ich wollte es kaum glauben. Viel ist allerdings nicht davon übrig geblieben. 1931 verkauft und als Lagerhaus genutzt, erhielt das Gebäude 1944 einen Bombentreffer, der die heutige Mischbebauung hinterließ. Ein Gewerbehof aus unterschiedlichen Schuppen bestehend. Das ehemalige Portal der Synagoge wurde überbaut als Werkstatt genutzt. Die Apsis steht nahezu nutzlos wie eine Brandmauer oder Ruine herum. Nach dem 2. Weltkrieg hatten darin allerdings Menschen gewohnt. Die Zukunft des ganzen Geländes ungewiss. Die heutigen Eigentümer pflegen eine vernachlässigende Trägheit, die wohl, so befürchtet man, irgendwann in eine renditeträchtigere Überbauung münden könnte. Die vorhandenen Baureste sind immerhin denkmalgeschützt. Aber das bedeutet ja in Hamburg nicht viel.

Und Oelsner

Als letzte Station an diesem Tag schaute ich noch in meiner Nachbarschaft bei einer kleinen Ausstellung zum Wirken Gustav Oelsners vorbei. Eigentlich hoffte ich die Betreiber des Ladens, die ein Fotolabor zu betreiben scheinen, kennenzulernen, aber dazu kam es leider nicht. Immerhin erfuhr ich noch von weiteren Bauten Oelsners im nördlichen Altona, die ich in Bälde zu erkunden gedenke.

Ein in Bewegung verbrachter, erfüllter Tag.

  

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