Frankfurt aushalten

Heißer Apfelwein auf dem Konsti-Markt

Heißer Apfelwein auf dem Konsti-Markt; der erste für mich in diesem Jahr.

Die Hausverwaltung hat mir drei auseinanderliegende Termine reingedrückt, die mich ganze 10 Tage an Frankfurt fesseln. Zwischenzeitlich nach Hamburg zurückfahren, hätte kaum gelohnt. Und überhaupt, was hätte ich in Hamburg gemacht?

Die moderne Digitaltechnik erlaubt die Arbeit beinahe von jedem Ort. In Hamburg hätte ich nur einen größeren Bildschirm gehabt, einen gefüllten Kühlschrank, – während ich in hier in Frankfurt erst einmal nachlegen muss – und zudem das Gefühl, an einem vertrauten Ort zu sein. Ja, in der Tat, Frankfurt ist mir, kaum verwunderlich, fremd geworden. Jetzt suche ich so die Zeit zu füllen. Nachmittags shoppen gehen, Abends Freunde und Bekannte treffen.

Die Kunstwelt versuche ich, so es geht, in homöopathischen Dosen zu mir zu nehmen. Gegen abend traf ich bei Uli ein, der seine Arbeiten in einem eher privaten Rahmen zeigte, doch schon da beschlich mich das Gefühl, mir wäre diese Situation zuviel, als ich so die Interna des Betriebs mitbekam, die für mich, anders als die Gastgeber, keineswegs exotisch klangen, sondern als Abbilder einer brutalen Realität, die ich schon seit längerem zu vermeiden suche.

Hühnermarkt (neue Frankfurter Altstadt)

Hühnermarkt (neue Frankfurter Altstadt)

Nebenbei fand ich erstmals Gelegenheit, mir die neue Frankfurter Altstadt anzuschauen, die leider meine vorab gefasste Ansicht nur bestätigte, es handelte sich hier um öde Kulissenarchitektur, wie direkt aus dem Set eines Historienfilms (Deutschland um 1800) entnommen. Könnten sie nicht noch Goethe-Imitationen herumlaufen lassen? Oder authentisch wirkende Marketenderinnen? Wäre das tatsächlich zu übertrieben?

Es mag sein, dass sich der desolate Eindruck, wie Uli meinte, mit der Zeit abnutzt und im Augenwinkel verliert, wie schon die Römer Ostzeile; bleiben wird aber das ökonomisch und städteplanerische Desaster, wie dieser gut recherchierte und theoretisch fundierte Artikel in der Zeitschrift Merkur belegt. Alles Lug und Trug!

Man lese nur ausschnittsweise den ersten Absatz des Artikels:

Die Ein- und Zweifamilienhäuser in hochwertiger Ausführung fallen mit Gesamtkosten von etwa 15 000 Euro je Quadratmeter inklusive Grundstückskosten und Erschließung in das Luxussegment des Wohnungsmarkts. Die gutbetuchten Käufer dieser Immobilien mussten allerdings mit 5000 bis 7000 Euro pro Quadratmeter nicht einmal die Hälfte der Kosten tragen, denn die Stadt schoss aus Steuergeldern etwa 9000 Euro pro Quadratmeter zu.

2007, als die schwarz-grüne Stadtregierung das Projekt beschlossen hatte, waren die Baukosten mit 106 Millionen Euro nur etwa halb so hoch kalkuliert, wie sie am Ende de facto ausfielen. Aber auch diese horrende Preissteigerung, die an die Elbphilharmonie erinnert, hat dem Vorhaben nichts anhaben können. Es genießt nach wie vor breite politische Unterstützung von den Grünen über die SPD und CDU bis hin zu den Rechtspopulisten.

  

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