Frage ans literarische Quintett

Ich schlage das Tagebuch (1953-69) von Witold Gombrowicz an einer beliebigen Stelle auf und lese den folgenden Eintrag:

Eine Dame der argentinischen Gesellschaft bat zwei Herren auf ihr Hotelzimmer. Dort spritzte sie beiden ein Aphrodisiakum. Einer von ihnen hatte ein schwaches Herz und starb daran.

Da die besagte Dame über allerbeste Verbindungen verfügte, verliefen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Sande.

Nun die Frage:

Wozu brauchte die Dame bei den Herren überhaupt ein Aphrodisiakum?

War sie alt, hässlich oder auf andere Weise unattraktiv oder gar abweisend? War vielleicht Geld im Spiel? Waren die Herren Lustknaben?

Andere Überlegung: alle drei waren Nymphomanen, denen ’normaler‘ Sex schon keinerlei Anreize mehr bot. Erst der Einsatz von Drogen konnte sie auf ein Niveau der Lust bringen, das dann den Verkehr erstrebenswert erscheinen ließ. Ähnlich harten Alkoholikern, denen Bier oder Wein, selbst in größeren Mengen, jeglichen Reizes entbehrte.

Eine Variante dessen wäre die Vermutung, die Dame erwartete aus der übersteigerten, drogeninduzierten Erregung der Herren, eine besondere, vielleicht masochistische Befriedigung.

Welche Umstände wären noch denkbar?

* * *

Das Tagebuch (1953-69) von Witold Gombrowicz, wie dieses kleine Beispiel zeigt, könnte eine durchaus anregende Lektüre, insbesondere unter dem Aspekt der Exilliteratur, bilden. Den einzigen Abstrich, der hinzunehmen wäre, ist sein ernormer Umfang von über 1000 Seiten. Wann die Zeit dafür finden?

  

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