Ich besuchte meinen Bekannten Detlev in seinem Büro und wir kamen, ich weiß nicht mehr genau, auf Künstler und den Blick auf ihr Leben, ihre Karriere zu sprechen. War es, weil ich von meinem Besuch bei der 2025ev Ausstellung im OBI-Markt erzählt hatte?
Wir sprachen auch über die Kunsthochschule, als besonders prägender Ort und Zeitraum im Leben eines Künstlers. Insbesondere die von vielen als Auszeichnung, als Initiation, empfundene Aufnahme, der eine strenge Prüfung vorausgegangen war.
Dazu sagte Detlev:
Das ist das einzige Moment!
Das einzige Moment im Leben eines Künstlers, dass jemand ihn wahrgenommen und JA zu ihm gesagt hat. Davon zehren sie oft ein ganzes Leben.
Mir schien diese Interpretation einleuchtend. Die Eingangsprüfung an einer Kunsthochschule ist für viele Studenten ein einschneidendes Erlebnis. Nicht nur ihre Ernsthaftigkeit wird geprüft, eigentlich, verpackt im Begriff der Eignung oder Begabung, ihr ganzes Leben. Daher kann die Enttäuschung über eine Ablehnung sehr heftig ausfallen, als besondere Kränkung empfunden werden. Manche bewerben sich immer wieder, andere geben frustriert auf und hegen einen Groll gegen die Einrichtung und die Kunst.
Entsprechend euphorisch, bestätigend kann eine positive Entscheidung aufgefasst werden. Man wurde auserwählt, erkoren, fortan einem besonderem Kreis anzugehören. Dieses Gefühl kann lange über die Zeit an der Kunsthochschule hinaus anhalten. Denn mit dem Ende des Studiums, mit den Eintritt in die raue Wirklichkeit des Kunstbetriebs, wo Künstlerin nur noch eine von vielen, wo die Nestwärme der Hochschule verflogen ist, wo niemand sie mehr wahrnimmt, – da kann tatsächlich dieses eine, nun ferner zurückliegende Moment der Anerkennung, die Aufnahme an die Kunsthochschule, zu einem Gefühl der Verbundenheit mit dem Sinn der eigenen Lebensgeschichte beitragen, zu einem Anker im Meer der Widrigkeiten werden. Zeit ist vergangen, Zeit, an die man sich ungern erinnert, aber dieses eine Moment, das hat Bestand. Ja, das könnte ich mir vorstellen.
* * *
Ich habe, übrigens, meine eigene Aufnahme an der Kunsthochschule immer recht sachlich und unaufgeregt betrachtet. Mir wurde relativ schnell klar, dass man vor allem das Nadelöhr der Mappenprüfung umgehen musste. Der beste Weg war, sich im Vorfeld persönlich bei den Professoren bekannt zu machen. In Hamburg boten Möller, Kretzer und Böhmler Sprechstunden für Externe an. Dort musste man auftauchen und Interesse bekunden. Im Gegenzug bekam man, auch von älteren Studenten, relativ schnell mit, was eine ›gute Mappe‹ ausmachte. In Wien habe ich später gar keine Mappe mehr eingereicht. Dass ich mich dennoch ausgezeichnet gefühlt hatte, das will ich nicht verschweigen.