Dritte Japanreise – vor 20 Jahren

Dämmerung - 1. Morgen in Tokyo, Oktober 1999

Dämmerung – 1. Morgen in Tokyo, 24.10. 1999

Heute vor 20 Jahren, am 23.10. 1999, kam ich mit dem Flieger in Tokyo an, zu meiner dritten Japanreise. Mein erster Anlaufpunkt war ein Sportplatz nahe der Akihabara Station, wo die Offenbacher Künstlerin Gabi Juvan die letzte Station ihres Fünf Städte Projektes errichtete.

Das entstehende Hüttenensemble von der Yamanote Linie aus gesehen.

Das entstehende Hüttenensemble von der Yamanote Linie aus gesehen

Wie es mir auf meiner bislang längsten Reise in Nippon erging, versuche ich gerade in kleinen Episoden auf Twitter zu erzählen. Dazu braucht ihr einfach dem folgenden Hashtag zu folgen: #japanreise99.

Den ersten Tag erzählte ich schon auf der kleinen, aber immer noch lesenswerten Seite bei multi.trudi.

Leider hatte ich damals weitgehend auf Video Hi8 gefilmt, in der irrigen Annahme, dass Video den besten Eindruck des fernen Landes böte. Die Bänder sind fast alle kaputt gegangen. Hätte ich nur mehr fotografiert. Letztlich habe ich auf einer Festplatte noch zwei Ordner gefunden, die Screenshots zweier digitalisierter Bänder enthielten. Die Auflösung ist natürlich winzig, doch immerhin sind sie da und gaben schon Anlaß zur Erinnerung an Umstände, die mir entfallen waren. So, dass ich am dritten Abend die gesamte Bautruppe in eine Sakebar führte, wo wir mächtig abgefüllt wurden. Man sah es später auf den Bildern an den roten Bäckchen. Schön.

In Tokyo: Anzeige für Sake irgendwo am Bahnsteig einer Bahnlinie. Vielleicht Chuo-Line.

Anzeige für Sake, mächtig gefährliches Alkoholikum

Tourdaten:

23.10. bis 31.10 in Tokyo (mit Abstecher nach Nagano). 1.11. bis 10.11. in Kyoto. Insgesamt 4 Auftritte dort. Abstecher nach Izushi. 11.11. bis 13.11. in Wakayama. Ausflug nach Kawayu. 14.11. bis 15.11. in Matsumoto. 16.11. bis 19.11. nochmals Tokyo. Shopping total.

Nochmal: #japanreise99.

 

Ausführlicher Reiseverlauf

Sa., 23.10. 1999 Tokyo
Morgens mit KLM in Tokyo gelandet. Alles OK. Diesmal mit Keisei Limited Express in die Stadt, der an jeder Ecke hält. Kostet nur etwa 1000Y. Draußen Regen, drinnen die Fenster beschlagen. Es ist feucht und sehr warm. Der Zug füllt sich von Station zu Station immer mehr. Nach etwa 70min in Ueno angekommen. Dort noch 1 Station bis Akihabara, das Schild Electric Town weist mir den Weg. Ich finde ohne Umstände den Sportplatz, denn ich kannte ihn noch von 1995. Gabi kommt mir entgegen und ruft: Welcome in Tokyo!

Ich bin hundemüde und kann mich nur durch Energydrinks (Dekavita) auf den Beinen halten. Endlich bringt mich Florian zu unserer Unterkunft, einem Weekly Mansion in Nippori. Im Zimmer zwei ausklappbare Schlafsessel, ein Bad, eine winzige Küchenecke. Das reicht. Ich falle nach einem Bad sofort in einen tiefen Schlaf.

So., 24.10. 1999 Tokyo
Als ich aufwache, ist es schon nach 14:00. Mache mich auf, frühstücke in einem Café am Bahnhof Nippori. Draussen geht schon die Sonne unter. Laufe in Richtung Ueno Park. Komme schließlich an einer Balustrade aus, von wo ich auf die Ueno Dori und die Gleise des Bahnhofs Ueno blicke. Dann laufe ich durch die Ameyokocho immer rechts der Bahnstrecke, bis ich in Akihabara ankomme. Dort sind sie schon dabei Feierabend zu machen.

Konnte in der Nacht infolge Jetlag nicht schlafen. Im Fernsehen kam Ghandi. Ich schaue die ganzen drei Stunden. Dann falle ich in die Kissen.

Mo., 25.10. 1999 Tokyo
Den ganzen Tag auf dem Platz in Akihabara Gabi beim Aufbauen geholfen. Dass die Sonne extrem brennt, merke ich nicht, aber andere aus dem Team rennen in die nächste Apotheke und kommen mit Lichtschutzfaktor 60 zurück. Niemand aus dem umliegenden Läden wollte Gabi Strom abgeben. Sie musste Generatoren besorgen. Praktisch hingegen, dass es hier alles an Elektrik in Reichweite gibt.

Fahre am frühen Nachmittag nach Kichijoji, wo ich Akira und Tosh treffe. Gehen um die Ecke in ein Isakaya essen. Als ich zu nicht allzuspäter Stunde (noch vor der großen Rushour) nach Akihabara zurückkomme, sind sie immer noch am Arbeiten. Morgen ist Eröffnung. Als wir schließlich nach Nippori aufbrechen, lade ich sie aus einem spontanen Entschluss in eine Sake Bar ein, wo wir ordentlich abgefüllt werden und torkelnd in unsere Quartiere finden. (Gabi und ein paar andere wohnen 2-3 Straßen entfernt von mir.)

Do., 28.10. 1999 Nagano
Ausflug von Tokyo aus nach Nagano.

Fr., 29.10. 1999 Nagano
Von Nagano aus in die Berge nach Nozawa Onsen.

Sa., 30.10. 1999 Tokyo
Von Nagano zurück. Zwischenstop in Bessho Onsen. In Tokyo private Party bei Gabi für das ganze Team.

So., 31.10. 1999 Tokyo
Letzter Tag des Projektes. Abbau in Akihabara. Gabi verliert ihr japanisches Handy.

Mo., 1.11. 1999 Kyoto
Abschied von Tokyo. Mit dem Shinkansen nach Kyoto. Dort Takuya getroffen. Zweite Etappe meiner Reise.

Di., 2.11. 1999 Kyoto
Morgens mit Takuya Besorgungen gemacht. Audiokabel. Abends meine erste Performance in der Voice Gallery. Es gibt davon einen Eintrag:

https://multitrudi.de/japan99/japan99-voicegallery.html

Mi., 3.11. 1999 Kyoto
Frei. Takuya ist an der Kunstschule. Ich laufe von ihm zum Kinkakuji. Nicht weit. In der Nähe ist die Uni. Dort ein Flohmarkt. Ich kaufe unterwegs Sushi für uns. Takuyas Freundin Emi schimpft uns dafür, es sei doch Feiertag, da wäre der Fisch nicht frisch. (Es ist heute Bunka no Hi – Kulturtag -, aber man merkte davon nichts. Alle Läden hatten geöffnet. Die Leute gingen normal zur Arbeit).

Do., 4.11. 1999 Kyoto
Frei. Frühstück in der Sonne auf Takuyas Dachterrasse. Wir sitzen im T-Shirt. So warm ist es. Emi hat aufgegeben und serviert mir Toast und Ei. Ich fahre am Nachmittag mit der Bahn raus nach Arashiyama. Dort brüllen die Herbstfarben. Zurück in die Stadt und Takuya in einem Café getroffen. Er erzählt von einem Laden, den er „Techno-Udon“ nennt. Sie spielen dort Techno zur Nudelsuppe. Leider kommen wir aus einem Grund nicht dazu, wir essen anderswo. Dabei erfahre ich, dass man nicht 2 kleine Flaschen Bier bestellt, sondern 1 große. Dann bliebe das Bier länger kalt.

Fr., 5.11. 1999 Kyoto
Heute Noise Workshop an der City University of Arts.

NoizeWorkshop02

https://multitrudi.de/japan99/japan99-cityuni.html

Am Abend dann das Fugu Essen. Schocker: Emi hat den Fisch nach Haus bestellt, anstatt ein Restaurant zu reservieren. (Das war ihnen wohl zu teuer.) Angeblich von einem zertifizierten Händler und absolut sicher. Mir war trotzdem so unwohl dabei, dass ich den Fisch kaum herunterbekam. Anwesend waren noch Regine, die Frau aus der Voice Gallery, und eine Freundin von ihr.

Fortsetzung folgt…

  

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