Weihnachten 2019

Berlin Tempelhof. Auf dem Weg zur Kirche in Neukölln

Tempelhof. Auf dem Weg zur Kirche…

Ich wünsche Euch allen schöne und angenehme Weihnachtstage, die hoffentlich bei Euch ebenso harmonisch verlaufen sind, wie bei mir.

Heiligabend begann, ganz ungewöhnlich, mit klarem Sonnenschein, der dem Tag seinen Glanz gab und uns dann mit der blauen Dämmerung in die Fahrt zur Kirche in Neukölln verabschiedete. Dort hielt der Pfarrer eine anrührende Rede zur Frage, ob es einen einzig guten Ort geben könne. Ich mochte seine zweifelnd, suchende Haltung, die fester Gewissheit aus dem Wege ging, so daß die Antwort am folgenden Morgen, dem 1. Weihnachtstag, dann von ganz anderer Stelle kam, als im Deutschlandfunk die nigerianische Autorin Chimamanda Adichie vor der Gefahr warnte, Menschen und ihre Herkunft auf eine allzu enge Beschreibung festzulegen, die sie ‚die einzige Geschichte‘ nannte:

Wenn wir die einzige Geschichte ablehnen, wenn wir realisieren, dass es niemals nur eine einzige Geschichte gibt, über keinen Ort, dann erobern wir ein Stück vom Paradies zurück.

Der gute Ort, das pari daiza, von dem der Pfarrer sprach, wäre also vielleicht ein solcher, der eine Vielzahl an Zuschreibungen zuliesse.

Als in der Kirche gegen Ende des Gottesdiensts sodann das Licht erlosch und die Mädchen in der böhmischen Tracht den Raum betraten, Kerzen tragend, die sie an die anwesenden Kinder verteilten, kamen mir beinahe die Tränen.

Unser Weihnachtsbaum 2019

Unser Weihnachtsbaum

Die nachfolgende Bescherung erfüllte all unsere Wünsche, so sie von bescheidener Irdischkeit waren, wobei ich eine kuschelig warme Wolldecke bekam und mein Neffe, zu meinem Erstaunen, ein Whiteboard, auf dem er in den folgenden Tage die Familienmeetings wie die Elemente des Periodensystems notieren wollte.

Schweinebraten mit Kartoffelknödel

Schweinebraten mit Kartoffelknödel

Lange ersehnt und endlich realisiert, das erste Mal sicherlich seit dem Tod meines Vaters, auf den dieses Gericht familiär bedingt zurückging, die thüringischen Kartoffelknödel mit Schweinebraten am zweiten Weihnachtstag. Dazu fand sich noch der passende Wein, ein Kanzemer Altenberg Riesling Kabinett Jahrgang 2009, der uns nahezu vergessen ließ, dass in unseren Kindertagen dieses Gericht selten mit weniger als einer Auslese begleitet wurde. Heute kaum mehr vorstellbar.

Film ab

Den Abenden galt die Filmbetrachung aus dem Hause Netflix. Zuerst The Christmas Chronicles, anrührend kitschig, dann zwei Folgen Minions, in denen fehlender Inhalt durch virtuoseste Animation wettgemacht wurde. Ich konnte selbst nur darüber staunen, was heute am Computer erzeugbar ist und dachte mit Wehmut und Scham an die kleinen, spiegelnden Klötzchen, die ich Anfang der 1990er Jahre zu animieren suchte. Da nach einem solchen Spielfilm noch eine Folgte „Sheldon“ anschloß, brachte ich es auf einen beachtlichen Bewegtbildkonsum, der mich kreisend fallend wirrend noch den Schlaf verfolgte und erschreckte.

Mehr Weihnachten wäre sachlich und logisch nicht möglich gewesen, so daß uns dankesvoll am dritten Festtag Abschied und Alltag einnahmen. Bis nächstes Jahr.

  

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