A book a day keeps the doctor away.
Angeregt durch den folgenden Tweet:
Sehr großzügig gerechnet liest man ‹mit Verstand› vom 5.–25.000 Lebenstage; d.h. pro Tag 1 Band angenommen (wiederum großzügig; das setzt Zeit & Lesebegabung voraus) könnte man 20.000 Bücher zu sich nehmen, (gleich 0,1% der vorhandenen).
— Arno Schmidt (@arnodaily) February 17, 2020
Wahrscheinlich ist dieser Rat A. Schmidts nicht ganz ernst gemeint. Wer sollte schon ein Buch am Tag schaffen? Wobei ich mich daran erinnere, dass mein Vater erzählte, als Kind, kurz nach dem Krieg, hätte eine alte Frau Karl-May Bände ausgeliehen. Jeden nur für einen Tag. Das bedeute für ihn, nach der Schule den jeweiligen Band abzuholen und sich für den Rest des Tages auf der Couch in der Küche der elterlichen Wohnung ganz dieser Lektüre zu widmen. Ein beachtliches Pensum, enthält doch der durchschnittliche Winnetou bestimmt 500 Seiten. Am nächsten Morgen musste er das Buch schon zurückgeben. Mein Vater war ein guter Schüler oder er wurde einer durch dieses Verhalten.
Und ich?
Meine Augen allein machten ein Ende mit aller Bücherwürmerei, auf deutsch: Philologie: ich war vom “Buch” erlöst, ich las jahrelang Nichts mehr—die grösste Wohlthat, die ich mir je erwiesen habe! (Nietzsche, Ecce Homo)
Mit meiner eigenen Lektüre sieht es dagegen derzeit eher bescheiden aus. Zwar habe ich, angeregt durch die Stabi Hamburg, immer viele Bücher um mich herum. Wirkliche Seiten in größerer Zahl lese ich dagegen kaum.
Selbst, als ich neulich bei Ruhe in Falster war, musste ich mich zwingen, meine Zeit am Ofen mit einem Buch zu verbringen. Dabei hatte ich mich schon auf Baudrillard, Die Konsumgesellschaft gefreut. Indes, es konnte mich nicht fesseln. Und Belletristik mit der Eigenschaft, mich rundum einzunehmen, kam mir schon länger nicht mehr unter. (Immerhin gerade mit einigem Fieber Winterjournal von Paul Auster gelesen. Ich hatte es auf der Straße gefunden.)
Muss ich mir Sorgen machen, dass ich am Bildschirm zuviel lese, immer nur kleine Häppchen, den ganzen Tag, so dass mir die Ausdauer für Bücher auf Papier fehlt? Oder ist es schlicht das Alter? Ich erinnere noch den Ausflug mit den Rad an den Lütjensee bei Hamburg im heißen Frühsommer 1987 als ich Pynchons Enden der Parabel dabei hatte und verschlang. Lesen bedeutet Abnutzung.