Falsterfebruartage 2020

Selbst vor dem Falsterhus

Holz holen

Neben dem notwendigen Zeitvertreib war der neuerliche Aufenthalt in Dänemark dem Umstand geschuldet, dass seit Dezember letzten Jahres die Bahn nicht mehr über die Vogelfluglinie (inklusive Fähre), sondern in einem großem Umweg über Flensburg meinen Zielbahnhof Nyköbing ansteuert. Sowohl für das Haus, wie auch für mich, im Hinblick auf künftige Touren, wollte ich herausfinden, wie sich die neue Verbindung annehmen würde.

Mittwoch

Ostsee. Über den Großen Belt. Schön, aber nicht mit der Fähre vergleichbar.

Über den Großen Belt. Schön, aber nicht mit der Fähre Puttgarden – Rödby vergleichbar.

6:30, erbärmlich früh aufstehen. 8:00 aus dem Haus. Zug in gewohnt dänischem Outfit verlässt Hamburg um 8:53. Unterwegshalte in Padborg (dänische Grenze), Kolding, Odense, Ringstedt. Fahrt sehr ruhig bei Sonnenschein. Komme dennoch eine Stunde später als gewohnt im Falsterhus an (14:50 statt 13:50). Heizung und Ofen anwerfen. Dann zum Einkaufen in den Ort gefahren. Früher hatte ich mir immer auf der Fähre einen besonderen Wein gekauft. Jetzt musste ich mit dem eher beliebigen Sortiment des einzig verfügbaren Supermarkts Vorlieb nehmen.

Den großen Krach in Erfurt nehme ich nur beiläufig wahr. Immerhin, das Radio im Wohnzimmer funktioniert wieder.

Donnerstag

Im Praestemose, Moorgebiet bei Horbelev

Im Praestemose

Bedrückend grau draußen. Kaum Tageshelligkeit. Von lichter und warmer Februarsonne keine Spur. Mit dem Rad in den Ort und von dort zu Fuß durchs kleine Moor zum Biobauern. Ebenda Kartoffel und Eier erstanden. Zurück im Haus mit der letzten Backmischung meiner Schwester, verlängert durch Dinkelmehl und dem dänischen Ymer, Scones gebacken. Die sind sehr gut geworden. Teatime am Ofen.

Freitag

Ostsee. Steilküste bei Skjoltrup. Auf der Insel Falster.

Ostsee. Steilküste bei Skjoltrup.

Grau und beinahe windstill. Fahre mit dem Rad zur Steilküste bei Skjoltrup. Auf der Suche nach den Schweizertrappen, einem Abstieg hinab zum Strand, der auf alten Karten verzeichnet war. Konnte ihn nicht finden. Schob das Rand ein weites Stück entlang des hohen Ufers, immer aufs Meer blickend, auf der Suche nach möglichen Motiven für die Fotografie. Morgen soll es aufhellen.

Samstag

Kamera an der Steilküste bei Skjoltrup.

Kamera an der Steilküste bei Skjoltrup.

Sonnenschein, mild und auffrischender Wind. Zur Fotografie erneut an die Steilküste bei Skjoltrup. Der Gepäckminimierung wegen auf der noch unbekannten Bahnstrecke hatte ich auf die 4×5 Kamera verzichtet und stattdessen die Hasselblad dabei. (Eine weise Entscheidung, wie sich noch später zeigen würde.)

Bei der Wahl der Standorte musste ich feststellen, dass ich die zarten Eindrücke von gestern nicht mehr reproduzieren konnte. Hatte sich das Meer in nur einem Tag so stark verändert? Letztlich auf gut Glück 4 verschiedene Standorte oberhalb der Ostsee eingenommen.

Am Abend, schon eher dösig am Ofen sitzend, lauschte ich dem Deutschlandfunk, der überraschend ein neues Hörspiel aus dem großen Romanwerk Marcel Prousts brachte. Diesmal Teile des 4. Bands, Sodom und Gomorrha. Trotz Textkürzungen, die der Bearbeitung fürs Radio bei Proust unvermeidlich zugehören müssen, blieb ich gebannt an diesem Gewirr der Stimmen hängen, immer wieder unterbrochen durch kleine musikalische Einsprengsel, die teils trennend, teils verbindend wirkten. Manches Mal, als illustrierte ein melancholischer Leiermann das Geschehen. Und er läßt es gehen, Alles wie es will. Schön.

Sonntag

Bäume im Garten sturmbewegt

Bäume im Garten sturmbewegt

Aufkommender Sturm. Im Radio wird schon vor „Sabine“ gewarnt. Bleibe den Tagüber bis auf einen kurzen Spaziergang im Haus und hoffe, dass unsere Bäume im Garten durchhalten. Manche von ihnen sind nicht mehr ganz fit.

Montag

Am Morgen nach dem Sturm Sabine auf Falster. Blick in den Garten.

Am Morgen nach dem Sturm

In der Nacht hat der Sturm das Haus ordentlich umheult und am Mogen Regen gegen mein Fenster geklatscht, von dem ich aufwache. Zu meiner Erleichterung sind keine Schäden eingetreten, alle Bäume stehen noch so, wie sie sollen. Zwischen den rasch vorbeieilenden Wolken schaut hier und da auch die Sonne hervor.

Bei mächtig einschüchternden Regenschauern war ich kurz im Ort, eigentlich nur des Leerguts und zweier Bananen wegen. Den Rest des Tages am Ofen verbracht. Lektüre überwigend Baudrillard, Die Konsumgesellschaft.

Dienstag

Garten des Falsterhus, Schneeschauer am Morgen

Schneeschauer am Morgen

Abreisetag. Morgens kurze Schneeschauer, von der nichts liegen bleibt. Aufräumen, putzen und packen. Da ist immer mehr zu tun, als ich denke. Das Haus ist groß und besitzt viele Ecken und Winkel. Am frühen Mittag mit dem Bus nach Nyköbing, dort den Regionalzug nach Kopenhagen genommen, der sehr behäbig macht, aber nahezu pünktlich Ringstedt erreicht.

IC in Ringstedt einfahrend

IC in Ringstedt einfahrend

Auch der IC nach Hamburg fährt pünktllich in Ringstedt ein, so dass alles nach einer langweiligen und regelmässigen Fahrt ausssieht. Bis kurz vor der deutschen Grenze, die holprige Durchsage kommt, es läge vor Flensburg ein Baum auf den Schienen, wir müssten alle in Padborg den Zug verlassen und in einen Bus umsteigen, der uns nach Flensburg brächte, wo wir die Fahr fortsetzen könnten.

Ja, Bus im Singular, wie wir dann im Niemandsland vor dem dänischen Bahnhof feststellen mussten. Ein einziger Bus für einen ganzen Zug! Der schon mit dem Gepäck der ersten 20 Passagiere überfordert ist, so dass er übereilt abfährt, einen weiteren Bus versprechend, der nach etwa 30 Minuten eintrifft, wodurch sich das gleiche Spiel wiederholt. Die restlichen Passagiere haben einfach zuviel Gepäck. Immerhin gelingt es mir mit einigem Ellenbogen (das hatte ich noch nie) einen Sitzplatz zu sichern. Von Seiten der Bahn lässt sich niemand blicken.

In Flensburg keinerlei Empfang oder Hinweis. An einem der verlassenen Bahnsteige steht ein Regionalexpress, der Hamburg verspricht. Den nehme ich in Ermangelung einer Alternative und schuckele durch die holsteinische Dunkelkeit und Lande. Mit Erleichterung komme ich etwa 70 Minuten später in Hamburg an. Erschöpft.

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