Reise nach Schweden in Coronazeiten

Abfahrt aus Travemünde

Abfahrt aus Travemünde

Lange Zeit blieb ich sehr zögerlich in Bezug auf meinen jährlichen Schwedenaufenthalt, denn die Infektionszahlen und die Lage im Land schienen keinen Grund zur einer positiven Erwartung zu geben. Über Wochen war Schweden auch Risikogebiet. Dass ich mich dennoch Ende Juni dafür entschied, die Reise zu versuchen, lag daran, dass ich nur noch Björns einziger Gast bin. Er vermietet sonst nicht mehr. Bliebe ich dieses Jahr aus, selbst gut begründet, fürchtete ich, Björn würde die Hütte gänzlich aufgeben.

Nach aller Voraussicht fiele der direkte Aufenthalt vor Ort nicht gefährlicher aus als hier. Außer zu Besuchen im Supermarkt käme ich mit sonst niemandem in direkten Kontakt. Dort in Schweden leben gerade mal 20.000 Menschen auf einer Fläche von Hamburg. Da kommt man sich nicht so schnell in die Quere.

Die Anreise selbst böte dann den größten Risikofaktor, den ich durch kluge Schritte zu minimieren suchte. Fähre über Nacht am Sonntag und in der Eisenbahn 1. Klasse. Die weitere Gefahr läge dann in der etwa 2-stündigen Bahnfahrt ab Malmö. Immerhin wurde kurz vor meiner Abreise Schweden von der Liste der Risikogebiete gestrichen.

Unterwegs

Ankunft in Malmö

Ankunft in Malmö

Von Hamburg in kleinen Stücken nach Travemünde. Die 1. Klasse im Regionalexpress war am Samstagabend kaum besetzt. Kontakte nur am Bahnhof im Aufzug.

Auf der Fähre, die um 1:00 abfuhr, war erwartungsgemäß wenig los. Meinen Abendsnack verzehrte ich in der leeren Cafeteria des Schiffs. Das Frühstück am nächsten Morgen gestaltete sich auch überschaubar. Kein Buffet. Jeder bekam eine Tüte mit Brötchen, Wurst und Ei. Vor dem Weg nach Malmö brauchte ich mich auch nicht fürchten, denn ich war der einzige Passagier ohne Auto. So hatte ich das Taxi zum Bahnhof Malmö für mich.

Am Bahnhof Malmö hatte ich den ersten Kontakt mit der schwedischen Bevölkerung. Von Abstand-halten und Maske konnte ich nichts bemerken. Eigentlich der Malmöer Bahnhof wie immer. Nur an den einzelnen Verkaufsständen der Wandelhalle sah ich hier und da Sprühflaschen mit Desinfektionsmitteln. Dieses Bild setzte sich auch in der lieblichen Innenstadt von Malmö fort, wo überraschend wenig Menschen unterwegs waren. Lag es vielleicht am Sonntag?

Prächtiger Hauseingang in Malmö

Prächtiger Hauseingang in Malmö. Södra Förstadsgatan 4.

In den mir verbliebenen zwei Stunden bis zur Weiterreise lief ich meine fast schon gewohnte Runde, wobei ich freundlichst bemerkte, dass das Kaufhaus Ahlens schon geöffnet hatte. Einige weitere Geschäfte gehörten zur Tour, so ein Inneneinrichter (Olsson & Gerthel) in der Engelbrektsgatan. Dort finden sich immer noch Spuren des gediegenen skandinavischen Designs der 1950er und 1960er Jahre. Irgendwo stieß ich auch auf die Galleri21, in der ich mal im Januar 2004 aufgelegt hatte. Ui, ist das lange her.

Im Zug

2 Becher, Wasser und Kaffee, im Zug

Wasser und Kaffee in der 1. Klasse umsonst

Abfahrt aus Malmö 13:10. Wohlweislich hatte ich 1. Klasse gebucht und damit einen Sitz für mich allein. Von den anderen Reisenden im Abteil, das zu Glück nicht gut gefüllt war, trug niemand eine Maske. Auch die Schaffner nicht. Für diese Strecke von etwas mehr als 2 Stunden hatte ich mir eine besonders feine, medizinische Maske besorgt. Doch mit ihr fühlte ich mich nicht sonderlich wohl. Länger als für eine Tour durch den heimischen Supermarkt hatte ich noch nie eine Maske tragen müssen.

Letzte Etappe

Nässjö, absolut nichts los

Nässjö, absolut nichts los

Hatte ich Malmö noch als schwach belebt bezeichnet, fiel mir zu meiner letzten Station, Nässjö, nur noch menschenleer ein. Der Ort wirkte beinahe gespenstisch. Das kannte ich noch nie. Im Coop, wo ich die wenigen fehlenden Kleinigkeiten ergänzte, traf ich auf einige andere Kunden. Widerwillig beglückt.

Dann zum Bus. Hinten einsteigen, wie bei uns auch. Ein paar Fahrgäste mit mir. Maske, aber nein. Nach einer gemächlichen Fahrt durch die dichten Wälder setzte mich der Bus schließlich gegen 16:30 am Fahrweg zur Hütte ab, über dessen Schotter ich den schweren Koffer zog, nicht ohne zu meiner Überraschung die vollen Himbeeren beiderseits des Wegs zu bemerken.

16:45 kam ich an der Hütte an. Ich hatte es geschafft.

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