Sommer in Schweden zu Coronazeiten

Vor meiner Hütte

Vor meiner Hütte

Und dann kam doch noch der Sommer. Denn Anfang der Woche waren die Temperaturen noch frisch und nötigten mich sogar, morgens in der Hütte etwas zu heizen. Zum zweiten Augustwochenende stiegen sie aber dann stetig an, erreichten beinahe die 30°, was schon fast wieder viel war.

Erinnerungen an den Sommer 2018 kamen auf, als ich selbst in Schweden arg unter der Hitze gelitten hatte. Diesmal wenigstens war die Natur nicht ganz so vertrocknet wie vor zwei Jahren. Es hatte soweit geregnet, dass Rasen, Busch und Bäume grün blieben.

Hitzewochenende in ganz Schweden

Hitzewochenende in ganz Schweden

Ich will mich nicht beklagen, sagte ich mir. Denn genau das hast du dir doch von Schweden gewünscht. Wenn schon Corona, dann wenigstens ein anständiger Sommer. Noch Wochen vor der Reise fürchteste du einen kühlen Sommer wie 2019.

So bemühte ich mich nach Kräften, meine Hütte kühl zu halten, mit Laken vor dem großen Fenster und kleinen Ventilatoren (USB), der Erfolg nicht gewaltig, und gab mich ansonsten, wie ich konnte den Badefreuden hin. Schon in den letzten beiden Jahren hatte ich die größe Freude am Älmeshultasjön erhalten, der zwar ein Stück entfernt lag, mir jedoch immer die beste Stimmung und Wasserqualität bot.

Der netteste See

Der netteste See

Dass die Schweden bei dem Sommer und Corona zugleich, die Reise ins Ausland mieden und heimischen Seen den Vorzug gaben, musste nicht überraschen. Das war schon 2018 ohne Corona so. Am früheren Nachmittag konnte daher schon für schwedische Verhältnisse Überfüllung eintreten. Ich lernte schnell, dass so ab 17:00 es merklich leerer und entspannter wurde. Anscheinend war es dann Zeit, für Eltern und Kinder den Heimweg anzutreten. Es gab auch noch andere schöne Seen in der Umgebung, nur mochte ich bei der Hitze die Wegstrecken scheuen. Für den Älmeshultasjön kam ich dieses Jahr selbst mit Björns klapprigem Fahrrad auf einen neuen Rekord von nur 19 Minuten Fahrzeit. Und das durch schattigen Wald.

Flora und Fauna

Beerenrechen (Bärplockare) Sammelbox

Beerenrechen (Bärplockare) Sammelbox

Schon auf den ersten Metern zu meiner Hütte hatte ich mich über die üppigen Himbeeren gefreut, die nur den Auftakt zu einem ausgedehnten Fruchtwahn bildeten. So viele Beeren wie in diesem Jahr sah ich selten dort, vielleicht zuletzt in meinem ersten Aufenthalt, im grandiosen Sommer 1997, der ganze Wald war voll von Blaubeeren und selbst von wilden Johannisbeeren, die mein Frühstück bestens ergänzten. Zur Ernte hatte ich das große Glück, gleich an meinem ersten Abend beim Sammeln abseits der Hütte einer Frau zu begegnen, die mir dieses überaus praktische Werkzeug schenkte, eine Art Rechen mit Sammelbox. So nett von ihr! Man streifte nur durch die Sträucher und hatte im Nu eine Menge Beeren gesammelt. Bevor die Mücken zugestochen hatten.

Improvisierte Mausefalle.

Improvisierte Mausefalle.

Was den Menschen erfreut, mag auch die kleineren Lebewesen, namentlich die Nagetieren erfreuen. In meiner zweiten Nacht in der Hütte wurde ich gegen den Morgen von einem auffälligen Rascheln unter meinem Bett geweckt und musste dort nach genauerer Forschung eine ganze Mäusefamilie entdecken, die dort aus herausgerissenem Schaumstoff ein Nest gebaut hatte. Wer wie ich dachte, dass die Mäuse nach ihrer Entdeckung flux Reisaus nehmen müssten, hatte sich arg geirrt. Nein, sie flüchteten in die Polsterung und waren daraus erst durch Einsatz eines Staubsaugers zu vertreiben. Dabei kamen 3 Mäuse zu Tode. Die anderen verschwanden in Ritzen im Küchenfußboden, die ich daraufhin verklebte. Fortan hatte ich in der Hütte Ruhe vor ihnen. Zum Glück. Vor der Hütte sah ich sie immer wieder und versuchte mich an einer improvisierten Falle. Ohne Erfolg.

Abstand halten

Abstandhalten. Einkaufswagen im schwedischen Supermarkt

Abstandhalten. Einkaufswagen im schwedischen Supermarkt

Wie schon bei der Hinreise bemerkt, schien Corona kein großes Thema in Schweden zu sein. So auch im Dorf, wo ich eigentlich nur zum Einkaufen weilte. Die einzigen Hinweise auf die Gefahr einer Ansteckung bestanden in der Aufforderung, Abstand zu halten, die aber keinen großen Eindruck zu machen schienen. Zum Glück waren insgesamt sehr wenig Menschen unterwegs, auch in den Supermärkten. Masken sah ich nur sehr vereinzelt, vielleicht bei 1 von 100 Menschen. Dass ich eine Maske trug, wurde nicht kommentiert. Der Ort war an den meisten Tagen genauso geschäftig wie sonst. Hier und da hörte ich auch Deutsch. Der Campingplatz am See schien mir weniger belebt.

Ja, Corona. Das wäre ohne das Virus ein wunderbarer Sommer gewesen. So hing Corona wie ein Schatten über mir und dem Aufenthalt. Nicht nur in Bezug auf die Gefahr dass Schweden während meines Aufenthalts wieder zu einem Risikogebiet erklärt werden würde, auch die wenigen und doch unvermeidlichen Kontakte blieben von ihren Auswirkungen schwer abschätzbar. War es gefährlich auf dem Holzsteg am See auszuliegen oder im Wasser unterzutauchen, wo vorher noch eine Horde Kinder geplanscht hatte? Wahrscheinlich nicht, aber es blieb mir ein unwohles Gefühl.

Immerhin, musste ich feststellen, kam mir mein diesjähriger Aufenthalt verglichen mit 2019 lang vor. Vielleicht lag es an der fortlaufenden Anzahl gleichsonniger Tage? Es folgen in Kürze Berichte zu meiner Lektüre und zur Fotografie. Kleinigkeiten aus meiner Hüttenzeit auf Twitter.

  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert