Morgens herrschte bei mir Zeitchaos. Der Radiowecker war schon heute früh forsch vorangegangen, während die Küchenuhr verstockt hinterherblieb. Und auch die Armbanduhr wollte nicht recht.
Die Fototaschen gepackt, nahm ich gerade die Tür, als ich nach meiner Mütze griff und sie verfehlte. Ihr eigentlich zugewiesener Platz auf der Ablage im Flur war leer. Das musste nicht ungewöhnlich sein, doch im weiteren, im unruhiger werdenden Suchen erwiesen sich immer mehr Orte in der Wohnung als mützenlos, so dass sich allmählich der Eindruck verstärkte, ich müsste die Mütze auf der gestrigen kleinen Radtour an die Elbe verloren haben.
Die Mütze bedeutete mir viel. Vor vielen vielen Jahren erwarb ich sie im Zweierpack im Wien und nachdem die eine schon 2011 unglücklich auf einer Wanderung im Spessart abhanden kam, hing ich an dieser mit großem Gefühl. Somit blieb es mir unausweichlich, dass ich wenigstens den Versuch unternehmen musste, die Mütze entlang der gestrigen Wegstrecke aufzufinden, auch wenn ich die Chancen, gerade in Folge des üppigen Laubes am Straßenrand als sehr gering einschätzte.
Also fuhr ich immer von der Erinnerung geleitet bis zum Schulberg, wo ich gestern gedreht hatte, mit dem kleinen Abstecher nach Neumühlen und schließlich noch die Holländische Reihe ab, bis zum Lebensmittelladen, den ich noch kurz aufgesucht hatte. Alles vergeblich, so dass ich mich schon geschlagen gebend bei mir zuhause eintraf, wo ich mich beinahe körperlich einfühlend, an genau diesen Moment vom Vortag erinnerte und ins Schlafzimmer strebte. Dort fand ich umgehend die Mütze zwischen einigen Pullovern. Große Erleichterung.
Nach Bahrenfeld
Nachdem ich durch diese Aktion viel Zeit verloren hatte, wollte ich es mir in Anbetracht des heranziehenden Regens leicht machen und zum Auslauf zu Fuß nach Bahrenfeld gehen.
Die Daimlerstraße bis zur Bahn, wo ich bemerkte, dass die dort die neue Station Ottensen zu bauen begonnen haben und durchs Gaswerkgelände in Richtung Mendelssohnstraße, wobei ich einsah, dass selbst diese mir eigentlich bekannten Ecken Bahrenfelds immer neue Blickwinkel offenbarten.
Auf Höhe des Bahrenfelder Kirchenwegs machte ich kehrt und lief mit den ersten Regentropfen hinüber zur Friedensallee, der ich weitesgehend bis in heimische Gegend folgte. Zurückgekehrt Stärkung bei Suppe und Tee.