Mein Silvester 2020
Der letzte Tag des Jahres 2020 hob mit einer Dunkelheit an als hätte jemand einfach vergessen, am Himmel das Licht einzuschalten. Nachdem ich restliche Einkäufe auf dem Ise-Markt erledigt hatte, stand die Entscheidung an, nach welcher Richtung ich meinen traditionellen Silvester-Spaziergang unternehmen wollte.
Blankenese und sein Elbufer, schon lange erprobt, schied angesichts zu befürchtender Überfüllung, wie ich sie vor gut 4 Wochen erlebt hatte, aus. (Sicherlich mochte die Ansteckungsgefahr in der frischen Luft gering sein, ich wollte nur nicht bei jeder Begegnung mit anderen Menschen an letztliche Eventualitäten denken.)
Abhilfe versprach Stellingen, wenngleich auch ohne weitere Stimmung. Warum als nicht eine Kombination versuchen?
Also fuhr ich am frühen Mittag nach Stellingen, wo ich dem gewohnen Weg entlang der Kleingärten an der Düngelau folgte, menschenleer, bis zur Kehre an der Umgehungsbahn, die den Weg durchs Eidelstedter Gewerbegebiet wies, auf den Volkspark zustrebte, ihn durchschritt und gerade richtig an der Trabrennbahn anlangte. Dort fand sich der Bus 284, der mich im Nu nach Othmarschen brachte, von wo ich geschwind mit der S-Bahn Blankenese erreichte. In Bus und Bahn waren nur wenige unterwegs.
In Blankenese umging ich die Hauptstraße auf Nebenwegen in Richtung Baurs Park, der recht trüb und verschlafen da lag. Hier fand ich am Abhang meinen schönsten Blick auf die weitausladende Elbe für ein letztes Bild in diesem Jahr.
Vom anderen Ufer knallten Böller herüber. Da leben die Barbaren, ging mir durch den Kopf, ohne dass ich zu diesem Zeitpunkt daran gedacht hatte, dass in Niedersachsen, dem die Cranzer Seite angehörte, das Böllerverbot aufgehoben worden war.
Später der Abend
Der restliche Abend versprach sehr spannungslos zu werden. Ich hätte auch gleich ins Bett gehen können, hielt mich aber nach dem Kochen noch bei Twitter und Netflix auf. The Crown vermied ich, weil ich kein Drama wollte und nahm stattdessen eine weitere Folge Mord mit Aussicht zu mir, vielleicht nicht ohne Hintersinn, denn vor 50 Jahren, im Dezember 1970, waren wir in das kleine Dorf in der Eifel gezogen, das meine weitere Kindheit bestimmen sollte.
So kam ich doch zu Mitternacht, das mit Glocken im Deutschlandfunk und einigen Böllern auf der Straße begann. Hier und da stoben Raketen in den Himmel, doch es gelang mir nicht, sie in einem Bild einzufangen. Nach einem Glas alkoholfreien Sekts (passte auch zum Böllerverbot) lauschte ich noch eine Weile dem Radio, bevor ich später als sonst ins Bett stieg.
Am Neujahrsmorgen dann das Konzert der Wiener Philharmoniker. (Es kann sein, dass ich es das erste Mal genau vor 10 Jahren am 1.1. 2011 hörte.) Walzerklänge, euphorisch. Später am Mittag Spaziergang am Fischereihafen Altona.