Das ist nun die 52. Woche in der Corona-Krise, in meinem Notizblock als C52 vermerkt. Ein Jahr ist vergangen, seit mit einschneidenen Maßnahmen auf die steigende Zahl an Ansteckungen und Erkrankungen reagiert wurde, gemeinhin Lockdown genannt.
Meine Tage sehen seitdem so aus:
Mit dem Deutschlandfunk aufwachen und überlegen, ob ich noch das Kalenderblatt oder Europa-heute abwarte, bevor ich aufstehe. Frühstück machen und sich Zeit lassen. Auf dem Tablet Twitter, Instagram (mehr wegen Falsterhus) und Wikipedia checken. Aus dem Fenster schauen und überlegen, was der Tag so bringen könnte. Wetter nicht unerheblich.
Versuchen, die nötigen Einkäufe rauszuschieben in die hoffentlich ruhigere Zeit des Frühnachmittags, was immer in Relation zu den Wochenmärkten, die teilweise schon mittags schließen, zu setzen ist. Früher, vor Corona, suchte ich in der Regel mehrere Geschäfte auf, mit der Absicht, immer genau das gewünschte Teil zu finden. Zeit hatte ich ja genug. Seit Corona mag ich mir das nicht mehr erlauben und versuche, alles nötige in einem einzigen Geschäft einzukaufen. Die damit einhergehenden Kompromisse verursachen mir Stress.
Nach den Einkäufen Emails abrufen oder besser noch nicht. Eher ein Spaziergang über den Rathenaupark nach Neumühlen. Blick über die Elbe. Je nach Stimmung hinab an die Elbe, entlang des Hafens, und irgendwo wieder den Berg hinauf. Alternative eher unbestimmt in Richtung Bahrenfeld, was aber viel Asphalt bedeutet. Oft fehlt mir die Lust dazu. Ich muss mich zwingen. In Bewegung bleiben. Sport und Lachyoga finden nicht mehr statt. Dann zuhause Tee und Lektüre aus einem echten Buch. Allerdings nur wenige Seiten, denn spätestens jetzt wollen Emails abgerufen werden.
Arbeit am Rechner. Meistens Fotos bearbeiten.
Gegen 18 Uhr Abendessen zubereiten. Danach wieder am Rechner sitzen und Twitter verfolgen. Manchmal passiert da viel, manchmal nichts. Nebenbei Fotos hochladen und verschlagworten.
Nach 22 Uhr Zeit ins Bett zu gehen. Tägliches Notizbuch führen, dann Sudoku. Dann nochmal Lektüre aus einem echten Buch. In letzter Zeit aber vielfach durch Netflix ersetzt. Netflix gibt mir das seltsam wärmende Gefühl, dass die Welt da draußen noch in Ordnung ist und funktioniert.
So geht das jeden Tag und dann ist die Woche schon um. Die nächste wird wieder so sein, wie die letzte. Nie habe ich mich so sehr eingesperrt gefühlt wie derzeit.
Donnerstag meistens Skype mit meiner Mutter. Eine Woche vergeht so schnell, dass ich oft denke, wir haben doch erst gestern telefoniert.
Sonntag, wenn es das Wetter zulässt, ein größerer Spaziergang. Da ich nicht Bahn oder Bus fahren will, laufe ich, in der Winterszeit, immer in Richtung Bahrenfeld und Volkspark. Nicht aufregend, aber solide. Zwei Stunden an der frischen Luft.
Wie wir nun ins zweite Corona-Jahr gehen, kann ich von Hoffnung wenig bemerken. Immerhin, es sind schon viele Alte, auch meine Mutter, geimpft worden. Unabsehbar allerdings, wann der susbstantielle Rest der Bevölkerung an die Reihe kommen wird. Und dann steigen schon wieder die Infektionszahlen. Niemand weiß, wie es an Ostern aussehen wird. An die Normalität, die ich mal gewohnt war, mag ich kaum denken.