Freitag morgen, zum Glück erst um 10.45, kam das Umzugsauto und brachte meine Kisten aus Hamburg. Ein ganzes Zimmer steht damit voll. Seitdem bin ich am Räumen. Dennoch unternahm ich heute einen Ausflug mit Uli nach Darmstadt.
Als er die Rosenhöhe vorschlug, sagte mir das gar nichts. Ich ließ mich überraschen und wurde aufs Angenehmste erfreut. Eine Mischung aus Park und Garten, die man unter Hinzuzählung der Kühe, Schafe und sogar Lamas an seinen Rändern auch Ornamented Farm nennen könnte. Sollte man nicht diesen netten Turm, der da auf einem Hügel stand, als Folly ansprechen? Später las ich, dass man ihn aus unbekannten Gründen Spanischen Turm nannte, wenngleich ich nichts spanisches an ihm erkennen konnte. Er wirkte auf mich geschichtlich unbestimmt. Historisch, aber nicht wirklich gotisch (was ja am ehesten zu einem englischen Garten gepasst hätte).
Wir liefen kreuz und quer, bis wir auf einen Rundweg gelangten, der uns an unseren Ausgangspunkt zurückbrachte, wo wir vor diesem absolut entzückenden Teehaus der Großherzogin Wilhelmine Platz nahmen. Wir wir bei unserem Gespräch auf Ernst Jünger kamen, weiß ich nicht mehr genau, aber wir kamen beide überein, dass sein Platz in der deutschen Literatur und Geistesgeschichte unbestimmt bliebe, jedenfalls nicht mehr der Gegenwart angehörte. (Ich hatte eben, teils mit Unbehagen, seine Pariser Tagebücher in die Hand genommen.) Ob von ihm daher noch irgendeine Lehre oder Vorbild ausginge, konnten wir nicht sagen. Jedenfalls bemerkte auch Uli, dass er selbst, stünde er noch einmal vor der Wahl, nicht mehr Kunst studiert hätte. Das ging mir ebenso.
Unser kurzer Ausflug, so wie er geplant war, zog sich wohl aufgrund der freundlichen, sonnig-wolkigen Stimmung, schon dem Sommer nah, in die Länge, auf dass wir in Frankfurt erst kurz nach 18:00 eintrafen. Ein runder Tag.
Lieber Stefan,
hatte gerade erst von Deinem Umzug gelesen und bedaure es auch für die Hamburger Kunstlandschaft, auch im Namen der Wandergruppe. Kann Allerdings deine Entscheidung Hamburg zu verlassen verstehen, vieles ist hier Dröge und auch Festgefahren. Wünsch Dir viel Glück in Deiner alten Heimat und viele Grüße nach Hessen.
Dietmar
Lieber Dietmar,
Danke für Deinen Abschiedsgruß. Ich war eine lange Zeit in Hamburg. Manches war schön, aber ich bin insgesamt nicht voran gekommen. Corona half mir den Absprung zu finden.
Grüße
Stefan