Die liebliche Herbststimmung ausnutzend, noch Frühherbst eigentlich, wollte ich ein weiteres Stück der Wetterau erkunden, immer auch unter dem Aspekt, einen möglichen Wohnsitz auf dem Land zu finden. Also fuhr ich mit der Bahn nach Assenheim, von wo aus ich entlang der Nidda gegen Süden fahren wollte.
Die Bahn hielt eigentlich in Bruchenbrücken, das kaum einen knappen Kilometer von Assenheim an der Wetter, die ich querte, lag. In Assenheim war ich mal vor etwa 25 Jahren, mit einem Freund, der wiederum einen Freund besuchte, der dort im Park des Assenheimer Schlosses im ehemaligen Gärtnerhaus wohnte, eine Anlage, die mich schon damals so nachhaltig beeindruckte, dass ich sicherlich auch heute noch ihre Anziehungskraft verspürte.
In Assenheim ging es schon sehr beschaulich zu (Schnitzel mit Brot im Weißen Roß zu 7,20€), wenngleich auch hier und dort schon städtischer Einfluss zu bemerken war. Neben dem Hinweis auf einen ‚Kreativraum‘ (Ladenlokale standen dennoch einige leer), fand ich auch Yoga annonciert. In den Schlosspark, der von einer Mauer umgeben, traute ich mich nicht, umkreiste ihn nur an der Nidda, die den Ort in einer Schleife einfasste, bevor ich dann an der Mündung der Wetter in die Nidda meine Radtour aufnahm. (Sie hatten dort, nur nebenbei, bis in die 1930er Jahre ein geruhsames Flussbad.)
Der asphaltierte Radweg, der Radfernweg R4, führte immer an der Nidda entlang, die sich links von mir ein vertieftes Bett gegraben hatte. Renaturiert, wie an einigen Infotafeln beschrieben war. Hier und da ließ ich mich von meinem Weg ablenken, so in Ilbenstadt, dessen mächtige Klosteranlange mich anzog. Dort fiel mir auf, dass so ein Kloster neben Kirche und Wohnanlage auch jede Menge Wirtschaftsgebäude besaß, die teils in einem bedauerlichen Zustand zu sein schienen. Sollte für mich irgendwo eine Küche oder Wäscherei übrig sein, ich nähme sie gern. Denn auch dort auf dem Land wucherten außerhalb der historischen Dorfzentren die Eigenheime, Vorgärten und Carports.
Hinter Karben nahm der städtische Einfluss zu, Natur wich zurück, Wohnanlagen, Mehrfamilienhäuser und Strommasten bestimmten das Ortsbild. Gut in der Zeit strebte ich nach Bad Vilbel. Kurz davor kam ich an der zweiten Flussmündung vorbei, der Nidder in die Nidda. Früher nahmen von dort aus manche Wanderungen ihren Ausgang nach Dortelweil und Nieder-Erlenbach. Der Verkehr legte zu, während ich im Blick hatte, kurz nach 16:00 eine S-Bahn, die sonntags nur im 30min-Takt fuhr, nach Frankfurt abzupassen.
In Bad Vilbel-Süd, das ich kurz vor der vollen Stunde erreichte, saßen am Bahnhof zwei leicht verpeilt wirkende Jungs, nein, fast schon ältere Semester, deren Miniblaster ein sehr trippiges House, oder Acid-House, verbreitete. Ich kam im letzten Sonnenschein in beste Stimmung, musste mich schon zurückhalten, nicht zu offensichtlich zu hüpfen und hätte fast noch die Bahn verpasst.
Zuhaus angelangt, vermaß ich die Tour mit etwa 20km. Es können mit den Abschweifungen auch mehr gewesen sein. Der Weg verlief ausschließlich über Asphalt, selbst das letzte Stück bei Dortelweil, das ich früher noch mit Sand in Erinnerung hatte. Schön für die Radfahrer, aber weniger nett für Fußgänger, denn für sie gab es über die ganze Längen keinen eigenen Weg. Der Verkehr auf dem Weg hielt sich trotz den prächtigen Sonnenscheins in passablen Grenzen. Ich hatte nie das Gefühl, irgendwo in Beengung oder Stau zu geraten.