Wintersonnenwende an der Nidda

Sonnenschein an der Nidda bei Harheim

Sonnenschein an der Nidda bei Harheim

Ob alle Vertreter meines Geschlechts Wasser mögen, wie Freundin M erklärte, möchte ich nicht bekräftigen. Fakt ist jedoch, dass ich all die Jahre in Hamburg am Tag der Wintersonnenwende die Elbe aufsuchte und mich von ihrer Stimmung beeindrucken ließ.

Leider ist der Main, wie ich schon im Sommer feststellte, ein schwacher Ersatz. Wasser sollte es am heutigen Wintersonnenwendetag (Eintritt um 16:59) aber schon sein und ich bat M um einen Spaziergang an der Nidda.

Unüblich im Hinblick auf die zurückliegenden grautrüben Tage herrschte heute bei fühlbarer Kälte ein kräftiger Sonnenschein. Während in schattigen Lagen die Frostblumen blühten, wärmte die Sonne bei direkter Einwirkung auf der Haut.

Was ist ein Roman?

Wir liefen in einem großen Bogen entlang der Nidda von Bonames nach Harheim und über die Felder wieder zurück. Wie schreibt man einen Roman, war eine Frage, die uns unterwegs beschäftigte. Roland Barthes stand auch vor diesem Problem und scheiterte. Aus vorbereitenden Notizen und Reflektionen über seine Unfähigkeit schuf er das Buch Die Vorbereitung des Romans, das eben davon handelt, einen Roman schreiben zu wollen und es nicht fertig zu bringen. Vielleicht ist dieses Werk sogar besser, – oder genauer -, näher an der ursprünglichen Intention von Barthes als es ein fiktionales Werk, was immer man sich darunter vorstellen mag, geschafft hätte.

Schon vor langer Zeit las ich einmal, die Romane der Gegenwart wären, sehr post-modern gedacht, die Schriften Luhmanns, Foucaults und Bourdieus. Der Autor (Axel Fliethmann in der Kölner Zeitschrift Nummer, 1994) berief sich dabei auf die zunehmende Kongruenz, ja Ununterscheidbarkeit von Realität und Fiktion (im Englischen noch deutlicher als non-fiction und fiction). Werke der Literatur werden theoretischer und dokumentarischer, Werke der Theorie werden fiktionaler und spekulativer. Es wäre eine lange Liste, die das belegte, aber man denke einmal an Musils Mann ohne Eigenschaften und Deleuze/Guattaris Anti-Ödipus.

15.600 Schritte bei schönstem Sonnenschein. Auf Twitter schrieb ein Mensch: Der kürzeste Tag. Hoffentlich dauert er nicht so lange.

  

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