Blauer Himmel, Sonnenschein und ein durchaus frischer, wenn nicht sogar eisiger Wind. Freundliche Bedingungen für einen Spaziergang in den Randgebieten Frankfurts. Ich fuhr bis Kalbach und nahm von der Station den Bus 28 nach Harheim.
Nach Querung des Eschbachs lief ich aufs freie Feld dem Bonifatiusweg folgend in Richtung Nieder-Erlenbach, das ich nach gut 30 Minuten nur streifte, um mich am Erlenbach aufwärts nach Ober-Erlenbach zu orientieren. Wie schon auf der Karte angedeutet, durchlief der Bach in vielen Windungen und Schleifen ein urwüchsiges Waldgebiet, in dem, vielleicht auch durch die Stürme der letzten Wochen viele umgestürzte Bäume lagen. Ich dachte, dass ich nahe des Wassers vielleicht günstige Fotomotive finden könnte, wenngleich für mein Gefühl das Wasser etwas zu schnell floss und damit mögliche Unruhe ins Bild bringen könnte. Es sollte wenn möglich nur sachte fließen.
Wie ich mich so durchs Unterholz schlug und dabei meinen Waldeindruck erheblich verstärkte, kam mir der Gedanke, dass hier irgendwo Jan Phillip Reemtsma auf mich warten könnte, um mir mein Geld zu überreichen. Einer Anekdote zufolge lauerte Reemtsma als junger Mann Arno Schmidt im Wald mit einem Koffer voller Bargeld auf, das er dem Schriftsteller mit den Worten: „Das ist Ihr persönlicher Nobelpreis!“ aushändigen wollte. Schmidt sei vor Schreck davongerannt und habe nur wenig von dem Geld nutzen können, weil er kurze Zeit später gestorben sei. Eine nette Geschichte, die mich umgehend zu einem Postkartenmotiv anregte.
Den Wald hinter mich lassend, kam ich schließlich nach Ober-Erlenbach, das erste Mal überhaupt. Dort ging es sehr beruhigt zu. Mein Blick streifte über die Karten der örtlichen Gaststätten, derer ich zwei bemerkte. Bei der ersten, mit einem leicht südländisch wirkenden Speisezettel kostete das Schnitzel 12,90€, bei der anderen, eher bodenständigeren, beachtliche 15,90€. Ja, Frankfurt ist nicht weit. Im ersten Bäcker auf meiner Tour erstand ich einen ungefüllten Kreppel, für den mir 1,40€ berechnet wurden.
Von Ober-Erlenbach gedachte ich über der Landstraße nach Nieder-Eschbach zu laufen, wobei ich kurzzeitig den Bus erwog, für den ich aber 20 Minuten hätte warten müssen. Wenn ich laufe, dachte ich mir, sehe ich mehr. So etwa die neu errichteten Eigenheime am Ortsausgang, die von reger Bautätigkeit zeugten. Hier kauften sich die Menschen wahrscheinlich für viel Geld ein winziges Stück Erde, auch noch fest umzäunt, vor den Toren der Stadt und erhielten vielleicht eine Illusion von Landleben. Ich könnte mich da nicht sehen.
Kurz vor Nieder-Eschbach traf ich auf „meinen“ Baum, den ich kurz ablichtete (mehr wie ein Unterpfand auf künftige Bilder mit der große Kamera), bevor ich schnell weiter eilte und dann direkt am Bahnhof eine Bahn in die Stadt bekam. Weil ich den Kreppel schon in Ober-Erlenbach zugesteckt hatte, brauchte ich in Bonames keinen Zwischenstopp mehr einzulegen.
Nahe 16:00 Uhr traf ich nach einer Wegstrecke von 12,2km oder 15.000 Schritten bei mir zuhause ein. Ordentlich vom Wind gezaust und der Sonne getränkt.
Komm mit!
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