Zu meinen Zielen in Paris hatte ich mir auch die Passagen gemerkt, von denen ich nur eine vage Vorstellung hatte, die vornehmlich aus Benjamins Passagenwerk stammte. Vor Ort konnte ich mir endlich ein Bild dieser Durchgangsräume machen.
Da es sich bei Benjamins Buch nicht um einen Reiseführer handelte, ja, im Eigentlichen daraus nicht hervorging, welche Passagen Benjamin besonders beeindruckten, suchte ich im Netz nach ersten Hinweisen. (Benjamin schien sich besonders auf die Passage de l’Opéra zu beziehen, weil sie eine Rolle in Aragons Paysan de Paris (1926) spielte. Darin das Café Certa als Treffpunkt der Surrealisten. Unklar, ob Benjamin die Passage je besucht hatte. Sie wurde schon 1925 abgerissen. Erwähnt wird auch die Galerie Véro-Dodat (8 Mal). Sie existiert bis heute.
Die Mehrzahl der pariser Passagen entsteht in den anderthalb Jahrzehnten nach 1822. Die erste Bedingung ihres Aufkommens ist die Hochkonjunktur des Textilhandels. […] Die zweite Bedingung des Entstehens der Passagen bilden die Anfänge des Eisenbaus. Das Empire sah in dieser Technik einen Beitrag zur Erneuerung der Baukunst im altgriechischen Sinne. (Exposé. Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts)
Passagen Online
— https://meinfrankreich.com/die-schoensten-passagen-von-paris/
— https://www.paristipps.com/ueberdachte-passagen-paris/
— https://www.parismalanders.com/passagen-in-paris-passages-couverts/ (mit Karte, sehr hilfreich)
Passagen, die ich besucht habe
/// Sa., 22.10. 2022 ///
— Passage Verdeau
— Passage Jouffroy
„Mein Lieblingsaufenthalt ist die Passage Jouffroy , eine der größten , in welcher sogar der „ europäische Bazar “ unterirdisch geheizt wird , weshalb man denn auch an den Stellen, wo der Boden mit eisernen Rosetten gleich Rösten unterbrochen ist, stets einen Klumpen von Menschen findet, der die Passage sperrt und nicht von der Stelle zu bringen ist, weil er sich an der ausströmenden Hiße die erfrörnen Glieder wärmt.“ Hans Wachenhusen, Das neue Paris, 1855
— Passage des Panoramas
— Passage des Deux-Pavillons
— Galerie Vivienne
— Galerie Colbert
— Passage du Grand-Cerf
— Passage du Bourg-l’Abbé
— Passage de l’Ancre
/// Mo., 24.10. 2022 ///
— Passage Choiseul
— Passage du Ponceau
— Passage du Caire
„Die Passage de Caire ist keineswegs , wie der Name vermuthen lassen könnte, eine prächtige, von Marmor, Perlen und Rubinen schimmernde Kaufhalle, wo in kristallenen Springbrunnen Rosenwasser sprutelt, sondern lediglich ein schmaler Doppelgang, gähnend wie ein Abgrund, voll unlieblicher Düfte und alter schmieriger Trödelwaare.“ Koloff, 1850
Lektüre und Quellen
🔴 Auf Wikipedia: Passages couverts de Paris
🔴 Ein schöner Beitrag im französischen Fernsehen, der auch die jeweiligen Bewohner der Passagen zeigt.
–https://www.youtube.com/watch?v=pkwl7dG75LU
🔴 Eine von mir gezeichnete Karte mit allen Pariser Passagen, die ich bislang finden konnte. ==> Karte
Das Ende der Passagen
Benjamin notierte:
Motive für den Untergang der Passagen. Verbesserte Trottoirs, elektrisches Licht, Verbot für Prostituierte, Kultur der Freiluft. (PW, C 2a 12)
J.F. Geist schrieb:
Die Passage ist altmodisch geworden. Zugleich schafft aber der durch Baedeker und Thomas Cook ins Leben und ins Land gerufene Tourismus für die Passage neues Publikum. Die Pariser Passagen z. B. fehlen in keiner der zahllosen Parisdarstellungen der Zeit um die Jahrhundertmitte. Sie sind zu keiner Zeit ausführlicher dargestellt worden.
Nach der Julirevolution entstehen in Paris nur noch einige wenige Passagen, denn der Detailhandel hatte andere, wirkungsvollere Formen der Konzentration und des Absatzes gefunden, und die einheitlich angelegten Trottoirs ließen sie überflüssig werden. Von den Neubauten wäre nur die Passage Jouffroy und ihre nördliche Fortsetzung, die Passage Verdeau, zu erwähnen, die die Passage des Panoramas über den Boulevard hinweg verlängern. Später wird ihr das Musée Grevin, das große Pariser Wachsfigurenkabinett, angegliedert.(S.99)
Passagen Liste
Übersicht aus dem Buch von J.F. Geist. Nicht nur Pariser Passagen. Seite 94 und S. 126.
Name | Ort | Erbaut | Abgerissen |
— Zeit bis 1820 — | |||
Galeries de Bois | Paris | 1786-88? | 1848, 1933 |
Passage Feydeau | Paris | 1791? | 1824 |
Passage du Caire | Paris | 1799 | |
Passage des Panoramas | Paris | 1800 | |
Passage Delorme | Paris | 1808 | 1896 |
Passage Montesquieu | Paris | 1811 | A |
Royal Opera Arcade | London | 1816-18 | |
Burlington Arcade | London | 18I8-19 | |
Passage de la Monnaie | Brüssel | 1820 | |
— Zeit 1820-40 — | |||
Passage de l’Opéra | Paris | 1823 | 1925 |
Galerie Vivienne | Paris | 1825 | |
Passage Choiseul | Paris | 1825 | |
Upper and Lower Arcade | Bristol | 1825 | |
Galerie Colbert | Paris | 1826 | |
Galerie Véro-Dodat | Paris | 1826 | |
Passage du Saumon | Paris | 1827 | 1899 |
Philadelphia Arcade | Philadelphia | 1826-27 | |
Argyle Arcade | Glasgow | 1827? | |
Passage de l’Argue | Lyon | 1825-28 | |
Weybosset Arcade | Providence | 1827-29 | |
Galerie d’Orléans | Paris | 1828-29 | 1935 |
Lowther Arcade | London | 1829-3I | |
Royal Arcade | Newcastle | 1831-32 | |
Galleria de Cristoforis | Mailand | 183I-32 | |
Galerie Bordelaise | Bordeaux | 1831-34 | |
Passage Lemonnier | Lüttich | 1837-39 | |
— Zeit 1840-60 — | |||
Passage Pommeraye | Nantes- | 1840-43 | |
Exeter Arcade | London | 1842-43 | |
Sillem’s Bazar | Hamburg | 1842-45 | |
Passage Jouffroy | Paris | 1845 | |
Galeries St. Hubert | Brüssel | 1846-47 | |
Queens‘ Arcade | Melbourne | 1853 | |