2022 war kein gutes Jahr für mich, ich sage es gleich vorweg, und das lag nicht nur an den äußeren Umständen. Die waren schlecht genug.
Corona Krieg und Inflation
Auch im dritten Jahr der Pandemie bestimmte Corona meinen Alltag, in dem es sich in jede Art von Planung und Zuversicht einmischte. Vom Alltag der Einkäufe und Kontakte mit anderen, über Reisen bis hin zur Sorge um meine Mutter. (Sie hatte sich im Juli zum dritten Mal angesteckt.) Wie schon zuvor die Jahre blieb alles unter Vorbehalt gestellt. Von der Politik kamen leider immer wieder ungute Signale. In Zahlen wirkte sich das dann so aus: zum 30.12. 2022 waren 161.321 Menschen an oder mit Corona verstorben. Also 45.437 Tote in einem Jahr!
Wir lebten nicht im Krieg, beschwichtigte letztes Jahr eine Bekannte zur Corona-Lage. Als reichte es nicht noch aus, haben wir Ende Februar auch den Krieg bekommen. Nicht direkt bei uns, sondern, schlimm genug, in der Ukraine, dem Opfer des verbrecherischen Überfalls durch die Russische Föderation. Jetzt haben wir Corona und Krieg. Und weil mit dem Krieg die bislang bekannte und bequeme Energieversorgung aus Russland unterbrochen wurde, haben wir, mit anderen Faktoren hinzukommend, nun auch die bislang höchste Inflation seit 70 Jahren. Deren letzter Wert soll 9,2% betragen haben, meine eigenen Einkäufe haben sich aber eher in Richtung +20% bewegt.
Die Kombination dieser Ereignisse wird neuerdings als Polykrise beschrieben. Wobei ich eher den Eindruck habe, wir lebten seit 2001 in einem beständigen Auf und Ab der Krisen, als einem Dauermodus und Hintergrundrauschen, das mal stärker, mal schwächer wird. Mit Sicherheit haben wir auch die Klimakrise, die uns im Sommer mehr sehr heiße Tage denn je bescherte . Auch das wird mit Sicherheit nicht besser.
Meine Nerven wurden jedenfalls 2022 gehörig strapaziert. Lag es an dieser Nervosität, dass ich kaum genau sagen konnte, was ich in diesen, meinem ersten ganzen Jahr in Frankfurt, eigentlich getan habe? Wie schon neulich in der Radiosendung bemerkt, nahm ich, mit Ausnahme des Lachtages in Amorbach, an keiner einzigen öffentlichen Veranstaltung teil, weniger wegen Corona, mehr, weil einfach nichts an mich von Interesse herandrang. Vor 10 Jahren, vor Hamburg, beschäftigte mich noch als Künstler, widerwillig zwar, das Frankfurter Kulturleben, – doch in diesem Jahr, ausgelöst durch umfangreiche Lektüre zur Kunsttheorie, erlitt meine Kunstneigung weiteren Schaden, so dass ich im Ergebnis davon ausgehe, dass sich bei Kunst um eine einzige Märchenstunde handelt. Ich sprach nicht nur in meiner Junisendung darüber, auch fand ich Zeit und Muße zu wenigstens 6 Artikeln hier im Blog. Immerhin.
Auch Schweden auch
Auch diesen Sommer verbrachte ich 2 Wochen in Schweden, was für sich genommen, in der ganzen Anspannung, schon einmal gut war. Doch blieb im Ganzen der Eindruck gedämpft. Ich hatte es nicht schlecht, aber vielleicht lag es am wechselhaften, noch nicht sogleich schlechten Wetter, dass mir keine rechte Freude aufkam? Mit der Fotografie dort hatte ich Glück. Mit 18 Blatt Film konnte ich 12 Motive einfangen. Ja, das hatte funktioniert. Ich sollte, so kam mir der Gedanke, im nächsten Jahr 3 Wochen in Schweden bleiben. Dadurch hätte mehr Ausgleich und Chancen auf schönere Tage (denn nach meiner Abreise Mitte August schloss sich noch mindestens 1 sonnige Woche an.).
Ausflug nach Paris
Eine der besten Ideen des Jahres hatte ich, als ich im September beschloss, ein paar Tage nach Paris zu fahren. Nicht nur hatte ich dann im Oktober bei fast sommerlichen Temperaturen die schönste Zeit, – in der Nachfolge erhielt ich viel Auf- und Antrieb, mich mit Eindrücken von dort zu beschäftigen. Insbesondere mit den Passagen, von denen ich nur einen ersten, kleineren Teil besichtigen konnte. Seitdem überlege ich, wann ich wieder nach Paris fahren und Unbetrachtetes nachholen könnte. Vielleicht schon im Frühjahr. Und besser Französisch lernen, sollte ich auch versuchen.
Wohin in 2023?
In 2022 blickte ich auf 10 Jahre Aufbruch aus Frankfurt zurück, ein Unternehmen, das mich unvorhergesehen wieder an den Ausgang meiner Reise zurückgeführt hatte und nun vor die Aufgabe stellte, eine sinnvolle Fortsetzung zu finden. Mit einigem Unbehagen, wenn nicht schon Schrecken, bemerke ich, dass ich in meiner Absicht, ein kleines Haus auf dem Land zu finden, in diesem Jahr keinerlei Fortschritte machen konnte. Größtes Problem war meine Unfähigkeit, mir einen Ort zu imaginieren, an dem ich mich gerne niederließe und der dabei noch bezahlbar wäre. So dass mir zur Verdeutlichung dieses Dilemmas nur die epochalen Zeilen der Band Fehlfarben in den Sinn kommen:
Und ich warte auf die Frage, die Frage wohin. … Was ich will, das krieg ich nicht und was ich krieg, das will ich nicht. (Paul ist tot)
Was könnte ich tun, um die Frage nach dem Wohin zu lösen?