Einmal Sonntag, dreimal Kunst

Kulturzentrum Badehaus Bad Soden

Kulturzentrum Badehaus Bad Soden

Als eine gute Bekannte aus alten Tagen mir neulich vorschlug, zur Kunst nach Bad Soden zu fahren, stimmte ich sofort zu, denn ich hatte Bad Soden noch von meinem Ausflug im Sommer in angenehmer Erinnerung. Gleichzeitig wäre ich aber auch angesichts weißer Bergspitzen im Taunus gerne in den Schnee gekommen, hoffte dabei, vielleicht beides miteinander verbinden zu können.

Denn, nachdem wir mit Auto in kaum 20 Minuten von Frankfurt nach Bad Soden gekommen waren, befanden wir uns in Richtung der winterlichen Berge schon auf halber Strecke.

Zuerst aber die Kunst. Das Badehaus in Bad Soden feierte an diesem Wochenende als Kulturzentrum sein 25 Jähriges Bestehen, was mit einer Ausstellung und einem umfangreichen Begleitprogramm begangen wurde.

Ausstellung im Kulturzentrum Badehaus

Ausstellung im Kulturzentrum Badehaus

Leider sah es, wie auch schon beim letzten Mal bemerkt, mit der dargebotenen Kunst dort im Badehaus nicht zum besten aus. Nicht einmal „schräg“, wie Kunstbiss auf Twitter kommentierte, sondern eigentlich komplett gruselig. Zu mindestens, wenn man in etwa die Vorstellung einer autonomen Kunst hegte. Betrachtete man die Ausstellung dagegen als Angebot, seine Wohnung zu dekorieren, dann fiel das Urteil nicht ganz so garstig aus. Etliche der dort vorgestellten Künstler hatte ich neulich aus dem Bestand meiner Eltern einem befreundeten Auktionator angeboten, in der Hoffnung, sie könnten ein neues Heim finden. Er empfahl mir stattdessen, mich an Ebay zu wenden.

Selbst meine Begleitung, die in Kunstdingen nicht ebenso streng wie ich urteilte, verstand, dass wir uns davon machen sollten. Zu meinem Kummer leider nicht in den Schnee, der ihr offensichtlich Abneigung verursachte, sondern, da wir anscheinend heute auf Kunst abonniert waren, nach Bad Homburg, wo sie mir zwei weitere Ausstellungen zeigen wollte.

Während Bad Homburg in meiner Vorstellung und auf der Karte ein gewaltiges Stück von Bad Soden entfernt schien, bewältigten wir die Strecke über die Autobahn in kaum 30 Minuten. Meine Augen klebten dabei sehnsuchtsvoll an den weißen Hängen des Taunus, die links von uns lagen.

Zweite Station unseres heutigen Weges war der Kunstverein Artlantis im Stadtteil Dornholzhausen. In seinen fensterlosen Räumen sah ich Wände voll dröger Malerei. Vielleicht nicht ganz so schlimm wie in Bad Soden, gemessen am Umstand, dass der Künstler Siegfried Räth immerhin die Kunsthochschule in Mainz absolviert hatte, konnte es keine Gründe zur Milde geben. Ein kurzer Blick in die Kataloge des Hauses zeigte, dass man in etwa diesen Stil pflegte. Nichts wie weg, bat ich Martina.

Taunusblick vom Homburger Schloß aus

Taunusblick vom Homburger Schloß aus

Wir kamen schließlich in die Bad Homburger Altstadt, die mir noch unbekannt war, ebenso wie das gewaltige Schloss, von dessen Terrasse bei herrlichem, spätnachmittaglichen Sonnenschein (und doch fast frostigen Temperaturen) man den prächtigsten Blick auf den Taunus hatte, der gleich hinter der Stadt aufstieg.

In der Ausstellung Ewiges Eis im Sinclair Haus

In der Ausstellung Ewiges Eis im Sinclair Haus

Letzte Station, das Sinclair Haus, eine private Kulturstiftung, die uns die Ausstellung „Ewiges Eis“ anbot. (Statt Taunus im Schnee) Hier wurde dann endlich alles richtig gemacht und sauber auskuratierte Kunst vorgestellt. Bei Artlantis hatte ich zu Martina noch ob der finsteren Räume gesagt, sie eigneten sich bestens für Videoprojektionen, worauf sie erwiderte, das machten sie gar nicht. Folglich fanden sich dann hier, bei Sinclair, gleich mehrere Kabinen mit Multimedia-Inhalten, untrügliches Kennzeichen, Anschluss an die zeitgenössische Ausstellungspraxis gefunden zu haben. Bei „Ewiges Eis“ gab es keine Ausreißer, allenfalls Vorlieben, zu denen für mich die Fotografien von Tiina Itkonen und Olaf Otto Becker gehörten, weil beide von Grönland handelten.

Gänzlich wohl war mir aber auch im Sinclair Haus nicht, weil die Darbietung, gerade im Vergleich zu den vorangegangenen Beispielen, nur verdeutlichte, dass Kunst einer beliebig durchknetbaren Verfügungsmasse entsprach. Je nach Konditor kommt auch schmackliches Gebäck heraus.

Nach dieser dritten Ausstellung beschlossenen wir den Tag. Zu einer vierten kam es nicht, denn die zu einer Galerie umfunktionierte Kirche hatte geschlossen. Netterweise setzte mich Martina wieder in Frankfurt ab.

Ich hätte viel lieber den Schnee im Taunus genossen. Die schlechte Kunst hing mir noch Tage nach.

  

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