Der letzte Aufenthalt im Mai verlangte nach unbedingter Fortsetzung, die ich mir jetzt in der letzten Oktoberwoche leistete. Ein kompakter Überblick über meine 8 Tage Paris im Herbst.
Leider konnte ich die Wohnung in Montrouge vom vorigen Mal nicht erneut mieten. Dafür fand ich aber eine genau so schöne und dabei noch zentralere im 19. Arrt., nahe Jaurès und Canal Saint-Martin. Sehr quirlige Gegend mit allem, was nötig war. Nur das Wetter spielte nicht ganz mit und bescherte immer wieder Regen, der umsichtige Planung bei den Ausflügen verlangte.
Dienstag, 24.10.
Anreise mit TGV. Frankfurt Regen. Ankunft Paris Est im Sonnenschein. Von dort mit der M5 nur drei Stationen. Meine Wohnung im 4. Stock (und wie auch beim letzten Mal im Dienstbotentrakt) sehr nett. Große Küche, großes Bad. (Die Vermieterin ist Künstlerin.)
Abgelegt und gleich mit der M2 nach Montmartre. Dort das Foto von Sacré-Cœur aus geschossen. Dann bei Abbesses in die Ubahn bis Alésia. Einkauf im schon vertrauten Carrefour. Mit zwei dicken Tüten zurück.
Mittwoch, 25.10.
Nach dem Frühstück zu Fuß in die Innenstadt. Regen verstärkt sich. Ziehe mich in Passagen zurück. Passage Ponceau und Passage du Caire.
Als der Regen nicht aufhören will, rette ich mich in die Ubahn und fahre zum Bon Marché. Durchs Haus streifen, bei den Lebensmitteln den Tee mitnehmen. Später Aufklaren und etwas Sonnenschein. Bummel über den Boulevard Saint-Germain. Die Buchhandlung hatte leider keine interessanten Kunstbücher. Im Schaufenster wiederum nur die ‚Schlager‘ (Rothko und Van Gogh). Gefühlt gibt es noch sehr viele Buchhandlungen in Paris, nur ihr Angebot scheint mir nicht so speziell und divers, wie man erwarten wollte. Oder ich habe noch nicht die richtigen entdeckt.
Am Abend Spaziergang am Canal Saint-Martin. Sehr nett.
Donnerstag, 26.10.
Am Morgen Unruhe. Was tun, bevor der Regen kommt? Entschließe mich, erst ins Centre Pompidou zu fahren. (Vermeide die M5&M4, stattdessen M11 über Belleville) Das ging diesmal glatt. Keine 5 Minuten anstehen.
So konnte ich nochmal den Otto Dix sehen, bevor das Haus demnächst zur Renovierung schließen wird. Sie schienen die Sammlung seit dem letzten Jahr umgeräumt zu haben. Den John Giorno fand ich nicht mehr, dafür wurde André Bretons gewaltiges Arbeitszimmer ausgestellt (Q). Auch eine „Arbeit im Gelände“.
Ich hielt mich nicht lange auf und brach zu meinen zweiten Ziel für heute auf, Noisy-le-Grand. Das ging flott mit der Linie A von Les Halles.
Postmoderne Wohntrutzburgen. Eine Mischung aus Faszination und Schauder.
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Freitag, 27.10.
Sonnenschein. Mit der Linie C über Versailles nach Saint-Quentin-en-Yvelines, wo ich ein weiteres Bauwerk der Postmoderne besichtigen möchte, die Arcades du Lac von Ricardo Bofill.
Der spanische Architekt wollte dort ein »Versailles pour le peuple« bauen.
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Samstag, 28.10.
Grau und unfreundlich. Mit der M2 bis Place de Clichy. Zu Fuß zum Bahnhof Saint-Lazare. In der Umgebung Passagen dokumentiert, die mir letztes Mal bei Sonnenschein nicht so gut geglückt waren.
Dann von Auber mit der A nach Nanterre Préfecture. Da fanden im Mai die Unruhen statt. Wenig sichtbare Spuren davon, aber insgesamt eine bedrückende Atmosphäre. Zwischen den Tour Nuages. Fühle mich unwohl beim Fotografieren und konzentriere mich auf die nötigsten Bilder. Bin froh, da wieder weg zu sein.
Zurück in Auber, bis Grands Boulevards. Regen und Samstagabendverkehr, alles gedrängt. Hole mir Essen und fahre zu meiner Wohnung.
Sonntag, 29.10.
Zeitumstellung. Morgens noch Regen, später Aufklaren und schöner Sonnenschein. Zu Fuß um die Ecke in den Parc des Buttes-Chaumont, mit Aussicht… Von Botzaris eine Station nach Place des Fêtes. Da ist die M11 gesperrt. Laufe zu Fuß entlang der Rue de Belleville nach Porte des Lilas. Bis Gambetta. Besuche erneut die Rue Orfila, wo ein Freund meiner Mutter gewohnt hatte. Ihrem Notizbuch entnahm ich die genaue Adresse, aber eine Erinnerung an das Haus wollte mir trotzdem nicht kommen. Gambetta selbst ist eine sonderlich nette Ecke. Das fiel mir schon letztes Mal auf.
Weiter bis zur Bastille. Hier lief ich ein Stück über die alte Hochbahntrasse Coulée Verte René-Dumont. Eher langweilig. Der Weg war schmal, von unmotiviertem Grün gesäumt, die Aussicht rund herum nur mässig.
Brach ab und fuhr 3 Stationen zur BNF. Dort 2 Ausstellungen über Fotografie. Leider sehr dicht gehängt und nur wenig interessant. Lief daher danach über die Seine rüber nach Bercy.
Ich mochte die Ladenstraße Cour Saint-Émilion (schon letztes Jahr). Schöne Stimmung bei spätherbstlichen Sonnenstrahlen.
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Montag, 30.10.
Morgens dickes Regengebiet, das nicht abziehen will. Fahre nach Mittag mit der M11 in die Stadt. Shopping Bummel im Kaufhaus Le BHV. Sehr nett dort. Nicht ganz so aufgeschickt wie die anderen. Im Keller sogar Baumarkt mit Schrauben und Dübeln! Abteilung für Küchenwaren und Möbel wollen auch gefallen. Fahre dann von Les Halles nach Alésia. Leider findet sich in meinem Carrefour nur die Hälfte der erwarteten Dinge. Weil Montag ist und nicht nachgeliefert wurde? Laufe von da Richtung Denfert-Rochereau. Unterwegs zur Post. Karte nach D kostet jetzt schon 1,80€. Letztes Jahr waren es noch 1,65.
Nicht weit davon das Institut d’Art et d’Archéologie, erbaut von Paul Bigot 1925 – 1928. Ein fast schon postmodern anmutender Stilmix: romanisch, gotisch, maurisch.
Auf dem Rückweg Zwischenstop im Le BHV. Dort erwarb ich eine schöne Teekanne aus Glas für wenig Geld. Sie wird demnächst meinen Tisch zieren.
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Dienstag, 31.10.
Vorletzter Tag und beste Wetterbedingungen, die ich voll ausnutzte. Zuerst mit der M11 nach Rambuteau, wo ich im G20 das Früchtebrot erwarb (superlecker!). Dann weiter zu Richelieu – Drouot. Dokumentation von Passagen. Passage des Princes (Bauarbeiten im Gange), Passage Choiseul und dann Passage des Panoramas. Foto, Foto, Foto.
Nach einem kleinen Imbiss Besuch der Buchhandlung Ici Librairie, die ich um die Ecke am Boulevard Poissonnière entdeckte. Umfangreiches Angebot, aber dann in den Details enttäuschend. Im Keller sah ich ein ganzes Regal Soziologie durch, konnte aber nichts finden. Als Trost ein kleines Bändchen Proust.
Weiter zum Kriegsmuseum. Hier gelang es mir auf der Stelle, den Ort zu lokalisieren, wo vor 50 Jahren der deutsche Panzer gestanden hatte. Man musste nur auf den Eifelturm achten.
Praktischerweise hielt hier bei Invalides die Linie C, mit der ich zur letzten Station des Tages fuhr, dem Gare d’Austerlitz. Nicht weit davon der Jardin des Plantes.
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Mittwoch, 31.10.
Tag der Abreise. Morgens Anmarsch eines Regengebiets. Überlegte, ob ich zuerst die Wohnung machen sollte oder vor dem Regen noch einen Ausflug. Entschied mich für ersteres, damit ich es hinter mir hätte. Mit dem Abklingen des Regens lief ich jenseits des Kanals, wo sich an der Avenue de Flandre die Hochhaussiedlung Orgues de Flandre befand. (Übrigens in den 1970er Jahren von einem deutschen Architekten geplant.) Weiter noch an der Rue de Crimée bis zu ›Rosa Parks‹. Hier eine wohl relativ neue Siedlung mit deutlich postmodernen Einschlägen.
Nach der Rückkehr, gut in der Zeit, alles zusammengepackt und die Wohnung gegen 14:30 verlassen. Bis zum Gare de l’Est war es ja nicht weit. Abfahrt von dort 15:20. Im Zug bemerkte ich 2 Reihen schräg vor mir eine attraktive Frau, die mir durch ihre ausgewählte, aber keineswegs übertriebenen Kleidung auffiel. Ich kam mir in meinen Turnschuhen und der Funktionsjacke recht kümmerlich vor. Der Abstand zwischen uns beiden schien mir sprichwörtlich zu groß. Sie stieg in Mannheim aus. Ich in Frankfurt. 20 Minuten Verspätung.
Fortsetzung folgt…