Grönland – eine Reise mit Hindernissen

Vor Qaqortoq, im Süden Grönlands

Vor Qaqortoq, im Süden Grönlands

Meine lang ersehnte Reise nach Grönland verlief nicht so reibungslos, wie geplant. Immerhin bin ich wohlbehalten zurückgekehrt. Hier die ersten Eindrücke in stark geraffter Form.

Mi., 26.6., Frankfurt – Kopenhagen

Tag der Abreise. Wohnung fertig machen und mit einer großen Tasche bei fast 30° zum Frankfurter Flughafen. Dort erste Etappe über Amsterdam nach Kopenhagen. An der Gepäckausgabe der Schocker: SMS von Air Greenland. Mein Weiterflug in Grönland wurde gecancelt und um 3 Tage verschoben! Wie sollte das möglich sein? Ich musste doch am Samstag mein Schiff in Nuuk erreichen. Natürlich war am frühen Abend niemand mehr zu erreichen. Ins Hotel und an den Strand. Versucht, die schlechte Nachricht irgendwie wegzudrücken.

Do., 27.6., Kopenhagen – Narsarsuaq

Auch in Kopenhagen am Flughafen wenig Information über die Situation in Grönland. Es sollte an einem Sturm über Nuuk liegen. Man riet mir, bis Narsarsuaq zu fliegen und vor Ort zu schauen. Dort kam ich am frühen Nachmittag an. An dem winzigen Flughafen wurde ich vertröstet. Ich bekam ein Hotel und Essensgutscheine. Möglicherweise könnte ich einen Tag früher fliegen.

Blick aus dem Hotelzimmer. Narsarsuaq, 27.6. 2024

Blick aus dem Hotelzimmer. Narsarsuaq, 27.6. 2024

Nach dem Checkin im Hotel sah ich mich im Ort um, der nur aus ein paar Häusern bestand. Ich war mitten im Nirgendwo. Im Fjord schwammen Eisberge. Die Sonne schien. Von den Temperaturen her fast T-Shirt-Wetter.

Fr., 28.6., Narsarsuaq

Grau und trüb. Air Greenland stellte einen Flug heute Abend um 18:00 in Aussicht. Ich beschloss, einen Fußmarsch in Richtung Inlandeis, das sich etwa 8-10km vom Ort befinden sollte.

Auf dem Weg zum Inlandeis. Tag in Narsarsuaq, 28.7. 2024

Auf dem Weg zum Inlandeis. Tag in Narsarsuaq, 28.7. 2024

Der Weg wurde nach einigen Kilometern zunehmend schlechter, bis ich vor einem Bachlauf stand, den ich mich nicht zu überqueren traute. Umkehr. Besuch des kleinen Museums, das sich der Geschichte der amerikanischen Garnison widmete, mit der dieser Flecken im 2. Weltkrieg seinen Anfang nahm. Mittagessen im Hotel. Air Greenland bestätigte den Flug. Kommunikation mit der Reederei und meinen Vermietern in Nuuk. Ich würde das Schiff doch am Samstag erreichen können. Bei Regen die letzten Stunden in der Lobby des Hotels verbracht, die sich zu einer Nachrichtenzentrale aller Versprengten gewandelt hatte.

Kurz vor 17:00 zum Flughafen, schon das Gepäck abgegeben, keine 20min vor Abflug, da sprang die Anzeige für den Flug auf dem Display auf ›Canceled‹! Das Flugzeug war nach Nuuk zurückgeschickt worden! Arrrrrrrrrggggghhhhhh!

Wieder zurück zum Ausgangspunkt, wieder ins Hotel. Abendessen mit einem Dänen, der wie ich hier festsaß. Es musste übermorgen sein Flugzeug nach Kopenhagen bekommen.

Sa., 29.6., Narsarsuaq – Nuuk

Traf morgens den Dänen in der Lobby. Er hatte für Nachmittag einen Flug bekommen. Ich gleich zum Flughafen, aber keine Erleichterung. Für mich vielleicht erst morgen ein Flugzeug. Traf am Flughafen einen anderen Dänen, der mich zu einem Spaziergang einlud. Dänischer Diplomat im Gebiet der Landwirtschaft, hier mit Aufforstung beschäftigt. Er kannte sich auch gut mit den Herrnhutern aus.

Nach dem Mittag saß ich bei anderen Festgesetzten. Sie berichteten gerade von einer zweiten Maschine am frühen Abend. Würde ich vielleicht … da klingelte mein Handy. Air Greenland bestätigte mir einen Platz in diesem Flieger. Eine Dänin rief bei meinen Vermietern in Nuuk an und konnte ausmachen, dass ich heute bei ihnen unterkommen kann. Supernett.

Auf dem Signal Hill (Signalhojen), Narsarsuaq, 29.7. 2024

Auf dem Signal Hill (Signalhojen), Narsarsuaq, 29.7. 2024

Als dann die Sonne herauskam, bin ich mir ihr und ihrem Begleiter auf den Signalberg gestiegen, von dem man einen prima Blick über Narsarsuaq hatte. Der Aufstieg ging schneller als gedacht.

Und dann flog ich endlich am Abend in Richtung Nuuk, über das imposante Inlandeis, in einer winzigen Maschine. Nach 20:00 kam ich an und wurde schnell bei meinen Vermietern abgesetzt. In Nuuk war es deutlich kälter als in Narsarsuaq, in den grauen Bergen lag Schnee.

So., 30.6., Nuuk

In Nuuk, 30.6. 2024

In Nuuk, 30.6. 2024

Gut geschlafen, aber nach Kratzen im Hals angeschlagen. Lief von meiner Unterkunft ins Zentrum von Nuuk, was über Berg und Tal führte. Die Stadt lag auf mehreren scharfen Felsen. Umschau, das Einkaufszentrum Nuuk Center, zum Meer. Ny Herrnhut. Die Zentrale der Herrnhuter Mission in Grönland, erbaut 1747. Zurück zur Unterkunft, kleines Mahl. 16:00 mit dem Bus zum Hafen. Ich wollte frühzeitig zur Ankunft des Schiffs da sein. Und dann ließen sie mich nicht an Bord! Boarding Time erst ab 20:00. Immerhin konnte ich meine Tasche im Schiff lassen. Auf halben Weg in die Innenstadt eine Hotellobby, wo ich ein kräftiges Sandwich und einen Tee bekam. Um 20:00 dann endlich aufs Schiff. Die Kabine für 4 Personen winzig! Lernte gleich einen Mitinsassen kennen. Sehr sympathischer Mann, Diplomat, 30 Jahre in Afrika verbracht. Wir saßen, trotz meines Halskratzens, redend in der Cafeteria des Schiffs und als ich auf die Uhr schaute, war es 0:30! Da die Helligkeit draußen nicht abnahm, hatte ich keine Zeitveränderung bemerkt.

Mo., 1.7., auf See

In Paamiut, 1.7. 2024

In Paamiut, 1.7. 2024

In meiner schmalen Koje die Nacht gut verbracht. Auch Frühstück tadellos. Das Schiff kämpfte sich morgens durch ein Eisfeld. Immer wieder machte es Rums, wenn es auf eine Eisscholle auffuhr. Am Mittag erster Stopp auf unserer Reise, in Paamiut. Ein kleiner Flecken am Rande der Welt. Ich kletterte auf einen Aussichtsturm, von dem man den Ort überblicken konnte. Unterwegs ein nettes Gespräch mit einem Einheimischen. Im krassen Sonnenschein gestand er mir, er möchte den Winter mehr als den Sommer.

Am Abend Nachricht vom Kapitän. Wir würden wahrscheinlich morgen abend nicht Nanortalik erreichen können, sondern aufgrund des Eises in Qaqortoq bleiben.

Kurzer Halt in Arsuk. Ein Beiboot wurde ausgesetzt, die wenigen Passagiere an Land zu bringen.

Di., 2.7., Qaqortoq

Morgens in Narsaq, 2.7. 2024

Morgens in Narsaq, 2.7. 2024

Am Morgen Zwischenstopp in Narsak. Nebel und Nieselregen. Trotzdem stimmungsvoll.

Weiterfahrt nach Qaqortoq durch schweres Eis. Ankunft mit Verspätung bei abziehendem Regen. Ich gleich zum Postamt, dem wahrscheinlich einzigen in weiter Umgebung. Postkarte nach Europe 25 DKK. Dann auf den nächsten Berg, um Fotomototive auszukundschaften.

Qaqortok, 2.7. 2024

Qaqortok, 2.7. 2024

Nach dem Abstieg in ein Café. Die Auswahl im Ort war nicht so groß. Und wen traf ich? Den dänischen Diplomaten aus Narsarsuaq! Mit einer Gruppe Studenten. Später schaute noch mein anderer Diplomat vorbei, der morgens von Bord gegangen war. Seine Weiterreise nach Igaliku stand aufgrund des Eises in den Sternen. Ein Polin, die ebenfalls auf dem Schiff war, wollte trotzig zu Fuß gehen. 60 Kilometer durch die Wildnis!

Mi., 3.7., Qaqortoq

Das Schiff legte morgens von Qaqortoq ab. Ziel Narsak, dort Versprengte aufnehmen. Ich hatte mich für diese Tour entschieden, weil ich nicht gewusst hätte, was ich den ganzen Tag in Qaqortoq getan hätte. Ein Fahrt zu den heißen Quellen von Uunartoq schien aufgrund des Eises nicht möglich.

Nach dem Eis ein Eis. Narsaq, 3.7. 2024

Nach dem Eis ein Eis. Narsaq, 3.7. 2024

Mit einiger Verspätung kamen wir am frühen Nachmittag in Narsak an. Kurzer Aufenthalt. Ich Fotos mit der 6×9, dann nach dem ganzen Eis ein Eis. (Und Hustenbonbons)

Rückfahrt nach Qaqortok. Das Eis wurde immer dichter, schien kaum passierbar. Das Schiff ging Meter um Meter vor.

18:30 dann endlich in Qaqortok. Nutzte den Stop, um auf der gegenüberliegenden Seite den Hang zu erklimmen. Die Häuser dort und auch ich hatten einen netten Blick auf den Fjord, der voller Eis war. Mir fiel auf, dass keines der Häuser ein Solarpanel auf dem Dach hatte. Machte das hier keinen Sinn oder woran lag es? Man sah an den großen Tanks am Hafen, dass sie vor allem auf Öl als Energiequelle setzten.

Abfahrt aus Qaqortoq um 21:00.

Do., 4.7., auf See

Morgens in Arsuk, 4.7. 2024

Morgens in Arsuk, 4.7. 2024

Morgens Stop in Arsuk. Wieder musste ein Beiboot ausgesetzt werden. Das Eis lag nun hinter uns. Trotzdem hatten wir Verspätung angesammelt. Der nächste Halt in Paamiut fiel deswegen mit 40min knapp aus. Ich musste mich beeilen. Eilte zu dem Aussichtsturm auf dem Hügel, einige Fotos, dann zum Supermarkt, der leider kein Eis hatte. Der andere auch nicht. Musste mich daher auf dem Schiff versorgen.

Gegen 22:00 ein letzter Halt am Flecken Qeqertarsuatsiaat. Sehr malerisch auf den Felsen gelegen. „Wovon leben die Menschen da?“, fragte meine Schwester, der ich ein Bild geschickt hatte.

Fr., 5.7., Nuuk

7:30 Ankunft in Nuuk. Ich durfte mir mit dem Frühstück Zeit lassen. Verließ das Schiff gegen 8:30. Auf der anderen Seite ankerte die königliche Yacht. Der dänische König war zu Besuch in Grönland.

Vom Hafen zum Hostel war es nicht weit. Der Schlüssel lag bereit. Ich stellte nur das Gepäck ab, dann machte ich mich auf zu meiner Bergbesteigung.

Blick auf Nuuk vom Quassussuaq, 5.7. 2024

Blick auf Nuuk vom Quassussuaq, 5.7. 2024

Am Flughafen gings den Hang hinauf, zum Quassussuaq (Lille Malene). Ohne erkennbaren Weg. Ich orientierte mich am Skilift. Das war nicht so schwer. Nach etwas mehr als 1 Stunde stand ich oben auf dem Gipfel, der mehr einem Plateau glich. Prima Aussicht auf Nuuk. Der Abstieg etwas schwieriger, da teils steil über Geröll. Ich kam schließlich im Neubauviertel Qinngorput an. Hier hielt ich Ausschau nach einem Wohnblock, der mir die Quelle einer schon lange bekannten Webcam erschien. Ich meinte, ihn gefunden zu haben.

Nuuk Kunstmuseum, 5.7. 2024

Nuuk Kunstmuseum, 5.7. 2024

Mit dem Bus in die Innenstadt und dort ins Kunstmuseum, das mir überraschend gut gefiel. Die Anordnung der Bilder verlief nicht chronologisch, sondern eher thematisch oder formal, ganz klar erschien es mir nicht. Aber es passte.

Endlich schlug ich in meinem Hostel auf, wo ich schon erwartet wurde, denn ich musste noch das Zimmer bezahlen. Dann ein Imbiss. Im Fernsehen lief Wimbledon, später Fußball EM. Deutschland – Spanien?

Kurzer Ausflug in die Innenstadt von Nuuk. Leider konnte ich für meine Schwester kein passendes Geschenk finden. Für mich erstand ich 2 Paar Socken. Nicht unbedingt grönländisch, aber sie gefielen mir. Futter fürs Abendessen besorgt.

Dann, um 22:15 kam das Taxi und brachte mich zum Flughafen. Dort war nichts los. Ich passierte die Sicherheit und landete im Abflugbereich. Man hatte Tee und Keks hingestellt. Sehr nett. Das Warten dauerte nicht lange. Da kam schon ein Bus und brachte uns zu der kleinen Maschine, wiederum eine Dash-8. Abflug vor der Zeit um 1:00. Es war noch nicht ganz dunkel.

Fortsetzung folgt…

  

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