Während ich heute nachmittag am Mainufer entlang lief, in Gedanken an einige Formulierungen meines jüngsten Essays zum Einkommensverlust der Künstler, kam mir angesichts der hübsch am Ufer aufgereihten Museen ein Einfall.
Vor den Häusern sollte ein Schild stehen mit dem Text:
- Museum
- = Anstalt zur Verherrlichung extremer Einkommensunterschiede.
Der Gedanke dazu entstammte den Büchern des Soziologen P.M. Menger (‚Kunst und Brot‘, ‚The Economics of Creativity‘), worin er bemerkte, dass nirgendwo, mit Ausnahme des Sports, extreme Einkommensunterschiede so ungeniert zur Schau gestellt würden wie in den Künsten.
Natürlich hängen in den Museen keine Preisschilder neben den Kunstwerken. Das wäre zu plump. Man geht aber davon aus, dass das Publikum soweit informiert ist, dass es konspirativ über Lebensumstände der Künstler und den Werten ihrer Werke im Bilde ist. Weit mehr als die Werke selbst, geben sie eine Vorstellung von der besonderen Leistung des Künstlers im Kontrast zu denen, die zwar ebenso sterblich wie er sind, nie an ihn heranreichen.
Nehmen wir als Beispiel, ein klassisches unter vielen, Amedeo Modigliani. 1924 in einer Pariser Dachstube mittellos erfroren, erzielte sein Gemälde Nu couché 2015 den Auktionspreis von 170,4 Mio. Dollar, den zweithöchsten, der je für ein Bild der Moderne gezahlt wurde. Das Bild hängt heute in einem privaten Museum in China. Dessen Eigentümer, der Finanzinvestor Liu Yiqian, arbeitete sich vom Taxifahrer hoch zum Multimillionär.