Nachdem ich pflichtschuldigst mein Kreuz bei der OB-Wahl (Lessingschule) gemacht hatte, wandte ich mich in Richtung Norden, mit dem Gedanken, bei der unfreundlich grauen Witterung die mäßige, bewährte Tour nach Ginnheim zu unternehmen.

Ich muss sagen, dass mich der zurückliegende Wahlkampf gehörig angenervt hatte. Nach Vorstellung der Kandidaten schon im Januar hätte man auch gleich zur Abstimmung schreiten können. Umwerfende Neuigkeiten hatten sich für mich seitdem nicht mehr ergeben.

Meinen Weg fortsetzend, bekam ich in der Carl-Schurz-Siedlung die Idee, mich mehr zum Dornbusch hin und dann weiter nach Eckenheim zu orientieren, einen Weg, den ich sonst im Sommer mit dem Rad unternommen hatte.

Das geschah dann auf Nebenwegen entlang schmalerer Grünstreifen, wie sie diese bürgerliche Wohngegend mäandernd durchzogen. Nach Querung der Eschersheimer Landstraße kam ich in den Sinaipark und von dort weiter ins sonntagsstille Eckenheim. Hier erreichte ich den anvisierten Scheitelpunkt meiner Tour, den nicht weiter namentlich gekennzeichneten Park »Am Bornheimer Weg«. Dort war ich noch nie.

Entlang einer Kleingartenanlage lief ich zum Marbachweg, über den Bundenweg zu den Bertramwiesen (Sport am Sonntag) und weiter in heimatliche Gefilde. Das ergab später ausgezählt 9,9km (13.300 Schritte), eine gute Leistung und nebenher viele Fotos eingesammelt.

Nebenbei, – aus einer dieser Bücherschränke am Wegrand zog ich ein Bändchen des italienischen Autors Giorgio Manganelli, worin sich eine knappe Bemerkung zur Sonntagsneurose fand. Psychoanalytischen Patienten ging es am Sonntag oft schlecht, weil sie sich zusammen mit der Allgemeinheit gezwungen sahen, heiter und ausgelassen zu sein, wozu sie sich nicht der Lage sahen. Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich lebe am Sonntag auf, weil ich das Gefühl habe, von den Zumutungen des Alltags verschont zu bleiben. Am Sonntag kommen nie Rechnungen an.