Mein Entschluss, doch zu meiner Schwester nach Potsdam zu fahren, fiel spät, erst letzte Woche in Paris. Lange hatte ich ob des Aufwands gezögert, jedoch im Ganzen lief alles rund.
Da ich an Heilig Abend in der Bahn sitzen würde, zog ich die eigene Bescherung um einen Tag auf den 23.12. vor. Morgens noch in aller Eile einkaufen, darunter in der vollkommen überfüllten Kleinmarkthalle, später ein Spaziergang über den Uni Campus, am Abend dann kochen. Für den geringsten Aufwand hatte ich beim Aldi zu einer Tiefkühlroulade gegriffen, die ich nicht allzu schlecht fand. Dazu selbstgemachtes Kartoffelpüree und Quittenkompott. Das ging. Einziges Geschenk für mich, ein Buch über Pariser Passagen. Weitere Präsente sollten in Potsdam folgen.
Am nächsten Tag dann am Nachmittag in die Bahn, die gleich mit 30 Minuten Verspätung aufwartete. Die gab sie dann auch nicht mehr ab, so dass ich in Berlin am Hbf rennen musste, um die S7 nach Potsdam zu bekommen. (Ab 21:00 fährt sie nur noch alle 20min) Zug wenigstens, wie erwartet, leer.
Bei meiner Schwester verbrachte ich dann 3 sehr angenehme Tage. Wir fanden endlich Gelegenheit, einige Themen rund um die Betreuung unserer Mutter zu besprechen, die in letzter Zeit liegen geblieben waren. Da gibt es leider viel zu tun. Steuer ist noch ein Riesending, das wir nur ankratzen konnten. Hoffentlich bald mehr.
Wir waren auch an einem Abend im Kino. »Emilia Pérez«, ein mir nicht bekannter französischer Film, der mich zu meiner Überraschung ordentlich mitnahm. Ein gut erzählte Geschichte, überzeugende Schauspielerinnen (ja, fast nur Frauen) außerhalb der bekannte Kreise, so wie, eher ungewöhnlich, Tanz- und Gesangseinlagen, die die Handlung und ihre Motivation einen Tick ins Surreale rückten. Das kam sehr gut. Nach meiner trüben Erfahrung mit »Oppenheimer« im letzten Jahr wirklich positiv.
Nebenbei schaute ich noch bei meiner Mutter vorbei. Das Wetter ließ leider keine Ausflüge zu. Nebelniesel den ganzen Tag. So saßen wir im Heim in der Wohnküche und knabberten Kekse, während aus dem TV die Weihnachtslieder dröhnten. Manchmal versuchte meine Mutter mitzusingen, wobei ihr die Strophen mit dem ihr eigenseltsamen inneren Monolog durcheinanderkamen, zu einem recht komischen Effekt, der sie innehalten ließ.
Ja, Weihnachten kann auch anstrengend sein. Dachte sich wohl auch die Katze meiner Schwester, die wahrscheinlich von der veränderten Umgebung, dem seltsamen Tannenbaum im Wohnzimmer und den vielen unbekannten Menschen im Haus ordentlich durcheinander kam. Abends hing sie erschöpft im Sessel.
Am Samstag stand für mich schon wieder die Rückfahrt an. Bahn diesmal pünktlich. Weihnachten erfolgreich absolviert. Alles gut.