Gestern noch ganz schnell 6 Eier bemalt, damit der Ostertisch ein wenig geschmückt wirkt. Für den späteren Nachmittag des Ostersonntags erwartete ich meine Schwester aus dem Urlaub zurück.
Nach dem letzttägigem Schmuddelwetter erfreute schon am Morgen ein sonnig blauer Himmel, unter dem ich den gestern aufgeschoben Besuch der Gräber in Berlin vollzog. Ein Friedhof bei Sonnenschein ist immer besser zu verkraften.
Im Anschluss blieb ich kurz für einen Kaffee am Prager Platz. Das letzte Mal für diesen Aufenthalt. Mein Blick fiel auf die Stele nahe des Café, auf der diese Zeilen aus Rilkes 9. Elegie verliefen:
Siehe, ich lebe. Woraus? Weder Kindheit noch Zukunft
werden weniger ….. Überzähliges Dasein
entspringt mir im Herzen.
Aus ihnen sprach ohne Zweifel große Zuversicht. Zuversicht angesichts eines „weniger werdens“, mit dem mit Sicherheit die verbliebene Zeitspanne bis zum Tode gemeint war. Worauf Rilke die Behauptung stützte, „Kindheit“ (Vergangenheit) und „Zukunft“ nähmen nicht ab, bleibt ungeklärt. Möglich, dass der Verweis auf ein „überzähliges Dasein“ als Ausgleich gedacht war. Ich bin jedenfalls nicht überzeugt, nicht getröstet, wenn ich daran denke, dass Rilke mit erst 51 Jahren starb. Als er diese Zeilen schrieb, hatte er gerade noch 4 Jahre zu leben. Für ihn, so meine ich, wurde die Zukunft sehr schnell weniger.
Ostern, weiterer Verlauf kurz gefasst. Nach Prager Platz Besuch bei der Mutter. Ostern sagte ihr leider nichts mehr. Aber singen tat sie noch mit voller Kraft. Später dann Rückkehr von Schwester und Neffe aus dem Urlaub. (Katze sehr aufgeregt.)
Am Ostermontag, wieder bewölkter, Spaziergang am Griebnitzsee und letzter Besuch der Mutter. Sie wird zum Glück schnell vergessen, dass ich jetzt längere Zeit nicht vorbeischauen werde. Dienstag Heimreise nach Frankfurt. Die Bundesbahn gab sich wieder alle Mühe, mir die Fahrt zu versauern. Bis Fulda ging noch alles glatt, doch dann wurden wir über Gemünden am Main und Darmstadt umgeleitet. Ankunft Frankfurt 50 Minuten später.